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© Günter Peters

Preview Berlin: Halbe Treppe

Die 5. Preview Berlin erweist sich als Messe, bei der Qualität zählt. Die attraktive Mischung aus Lockstoff und anti-marktschreierischer Zurückhaltung macht sie zum Knotenpunkt des Messeherbstes.

Nur Fliegen ist schöner: Frederik Foert nutzt die Kofferschleife des ehemaligen Flughafens Tempelhof als Antrieb für seine Installation „Boomerang“ (Galerie MyVisit). Ein Fahrradrad überträgt die Fließbandbewegung auf einen simplifizierten Albatros. Dessen Bretterflügel schlagen auf der Stelle.

Das klingt nicht nach künstlerischem Höhenflug, aber es ist einer. Überhaupt erweist sich die 5. Preview Berlin als Messe, bei der Qualität zählt. „Wir wollen weg von der Verkäuflichkeit als Kriterium für Inhalte“, postuliert Preview-Organisator Christian Jarmuschek, während er auf Dieter Lutschs „Halber Treppe“ sitzt, einer wuchtigen Quasi-Gangway aus Transportpaletten (Jarmuschek+Partner, 4200 Euro).

Präsenz und Diskurs

In der auratischen Haupthalle fehlen die Galeriekojen. Vorwiegend installative und skulpturale Werke sind im Raum verteilt, die Galeristen bleiben auf Distanz an den alten Flugschaltern. Von den 47 Ausstellern aus 13 Ländern rechnet keiner mit exorbitanten Verkäufen, sie setzen auf Präsenz und Diskurs.

Spricht man mit der Malerin Andrea Lehmann, vertreten von der Düsseldorfer Galeristin Anna Klinkhammer, kommt man aus dem Diskurs kaum heraus. Ihre begehbare Malerei-Installation „Greeneland“ ist ein überquellendes Gruselkabinett um die Abgründe von Wissenschaft und Identität (zusammen 280 000 Euro). Als Tandem haben Vanessa Henn und Barbara Wille eine luftige Konstruktion aus Raum- und Bildelementen gefertigt (Galerie Visite ma tente). In deren Zentrum stehen die Künstlerinnen auf Großfotos kopf. Die Blusen sind über die Köpfe gerutscht, die Bauchnabel freigelegt. „Wir zeigen und verbergen uns zugleich“, kommentiert Wille. Die attraktive Mischung aus Lockstoff und anti- marktschreierischer Zurückhaltung macht die Preview zum Knotenpunkt des Messeherbstes.

- Flughafen Tempelhof, Haupthalle, bis 27. Sept., 13 – 20 Uhr

Jens Hinrichsen

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