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Kultur: Privatvergnügen

Bernhard Schulz über neue Bauten und neues Geld für die Kultur Am Freitag dieser Woche blicken alle Kulturpolitiker nach Wien. Die Grafische Sammlung Albertina wird nach dreijährigem Totalumbau festlich wiedereröffnet.

Bernhard Schulz über

neue Bauten und neues Geld für die Kultur

Am Freitag dieser Woche blicken alle Kulturpolitiker nach Wien. Die Grafische Sammlung Albertina wird nach dreijährigem Totalumbau festlich wiedereröffnet. Österreichs Präsident und Kanzler geben sich in der Hofburg die Ehre, in deren unmittelbarer Nachbarschaft das AlbertinaPalais steht. Mit dabei: Unternehmensvertreter, die privates Geld zum Umbau beigesteuert haben.

Ohne Sponsoren wäre es nämlich nicht gegangen. Am Schluss fehlten nochmals sieben Millionen Euro, um die historischen Palast-Fassaden wiederherzustellen. Beste Kontakte des neuen Albertina-Chefs in die Wirtschaftswelt halfen, die Lücke diskret zu schließen. Tu felix Austria!

Berlin ist in nicht ganz so glücklicher Lage. Nicht nur an öffentlichem Geld mangelt es. Auch die privaten Geldgeber zeigen sich zugeknöpft, der wahrlich nicht erhebenden Wirtschaftslage entsprechend. Ein Lichtblick könnte am heutigen Dienstag zu vermelden sein, wenn der Senat über das Vorhaben eines in public-private partnership zu errichtenden Erweiterungsgebäudes für das Bauhaus-Archiv berät. Public-private partnership! Auch so ein Zauberwort aus den erst kurz zurückliegenden Zeiten, da alles möglich schien im Zusammenspiel von öffentlichen und privaten Geldgebern, Sponsoren, Betreibern. Immerhin, am Landwehrkanal könnte Wirklichkeit werden, wovon so manch einer schwadroniert hat, ohne die delikaten Unterschiede zwischen Gemeinwohl und Privatinteresse fallweise auszuloten.

Denn inzwischen, vom Lauf der Zeiten ernüchtert, weiß man besser, dass die beiden Kräfte nicht unbedingt am selben Strang ziehen. Ebenfalls in Berlin ist das traurige Gegenstück zu beobachten: die Vernichtung des geschichtsträchtigen Metropol-Theaters zugunsten der Vermarktung des Grundstücks. Und es ist kein privater Bösewicht, der den Abriss betreibt, sondern die öffentliche Hand, die nicht anders kann, will sie geschätzte 75 Millionen Euro Sanierungskosten vermeiden und zudem einen ordentlichen Batzen Geld für den Verkauf der Immobilie einnehmen. Kein Sponsor weit und breit, das marode Theater zu sanieren – und danach auch zu bespielen. Theater ist teuer. Es existiert nur, wenn es spielt. Ein Museum ist im Bau vielleicht nicht billiger. Aber es kann Zeiten mangelnder Aktivitäten überleben, wie es in Wien bei der Albertina der Fall war – um danach nur umso glanzvoller wiederaufzuerstehen. Mit privater Starthilfe.

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