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Kultur: Prostitution: "Nicht annähernd die gleichen Rechte wie andere Menschen"

Stephanie Klee arbeitet als Hure. Sie betreibt die Agentur "Highlights" und ist Diplom-Verwaltungswirtin.

Stephanie Klee arbeitet als Hure. Sie betreibt die Agentur "Highlights" und ist Diplom-Verwaltungswirtin.

Frau Klee, wie finden Sie die Pläne der Bundesregierung zur Verbesserung der Rechtslage von Prostituierten?

Es ist im Grunde eine Schande, dass Rot-Grün erst jetzt die Gesetzesinitiative vorlegt - immerhin sind sie schon zweieinhalb Jahre an der Regierung und mit einer entsprechenden Vereinbarung im Koalitionsvertrag angetreten. Ich hoffe sehr, dass das Vorhaben durchkommt, am besten noch vor der Sommerpause. Inhaltlich ist der Entwurf weit hinter dem, was früher geplant war. Wir Huren bekommen darin noch nicht annähernd die gleichen Rechte wie andere Menschen.

Was fehlt?

Es fehlt die Aufhebung der Sperrgebietsverordnung, es fehlt die Aufhebung des Paragrafen 181 a Strafgesetzbuch, der Rest von 180 a Strafgesetzbuch, es fehlt die Aufhebung des Werbeverbots, es fehlen Änderungen im Gaststättenrecht, im Steuerrecht, im Ausländerrecht.

Also ist die Neuregelung eher halbherzig?

Was man aus diesem Gesetzestext sehen kann ist, dass Rot-Grün sich nicht mehr zum Vorwurf machen lassen wollte, dass wir Huren von der Sozialversicherung ausgeschlossen sind. Wir zahlen Steuern, sind aber nicht in der Sozialversicherung und auch in keiner Krankenversicherung.

In gar keiner? Auch nicht in der AOK?

Nein, es sei denn, eine Kollegin versichert sich privat und gibt an, sie sei von Beruf Avon-Beraterin oder so. Aber wenn das herauskommt, kann ihr der Vertrag sofort gekündigt werden, und sie kann sogar wegen Betruges vor Gericht gestellt werden, weil sie ja falsche Tatbestände angegeben hat.

Das ändert sich mit der Aufhebung der Sittenwidrigkeit immerhin.

Das ist auch höchste Zeit. Nach der Definition ist sittenwidrig, was das Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden verletzt. Wenn man aber bedenkt, dass die Hälfte der Bevölkerung unsere Gäste sind, kann man wohl nicht mehr davon ausgehen, dass das auf unseren Beruf zutrifft.

Sie sind bislang dem jeweiligen Richter und dessen Wertung ausgeliefert, wenn es nicht klar im Gesetz steht.

Ja, und das ist schlimm. Einmal habe ich einen Gast auf meinen Lohn verklagt und gewonnen - per Versäumnisurteil, also weil der Beklagte nicht erschienen ist. Ein anderes Mal aber habe ich verloren, eben wegen der Sittenwidrigkeit. Wir brauchen Rechtssicherheit. Es muss auch möglich werden, dass Frauen, die aus der Prostitution aussteigen wollen, eine vom Arbeitsamt finanzierte Umschulung machen können. Dafür müssen sie aber sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen sein. Diese Chance würden viele nutzen.

Sie selbst sind ja Verwaltungswirtin von Beruf. Wie kamen Sie eigentlich zur Prostitution? Ist das für Sie ein ganz normaler Beruf?

Diplom-Verwaltungswirtin und graduierte Sozialarbeiterin. Ich habe in beiden Berufen auch gearbeitet. Aber über Freunde bin ich in die Szene hineingekommen und dorthin immer wieder zurückgekehrt. Die Prostitution macht mir Spaß, ich habe mehr Bewegungsfreiheit, und ich erlebe ein faireres Miteinander, als ich es auf anderen Arbeitsplätzen erlebt habe.

Frau Klee[wie finden Sie die Pläne der B], e

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