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Kultur: Puff und Knast

FOTOGRAFIE

Irgendetwas stimmt an diesen Fotos nicht. Eine verklinkerte Hausfassade oder ein Heizkörper in einer Raumecke – schon oft gesehen. Geht man aber näher heran, bleiben die Flächen glatt, erscheinen sogar künstlich. Adrian Sauer bearbeitet seine Fotos im Computer, bis Raumillusion und Flächigkeit sich so die Waage halten, dass der Blick hineinwill in die Räume, aber nicht mehr hineinkann. Abruptes Ende einer virtuellen „Ortsbegehung“, wie eine Ausstellungsreihe des Neuen Berliner Kunstvereins heißt, die jeweils drei Künstler präsentiert. raum_bild überschreibt Matthias Harder die von ihm besorgte neunte Folge (Chauseestraße 128, bis 17. August).

Nicht so klinisch wie Adrian Sauers Vexierbilder wirken Jens Liebchens Erkundungen in einem Moskauer Hotel, das den Künstler als Zwischenaufenthalt von Migranten interessiert. Den Betrachter allerdings vermögen die Raum- und Porträtstudien wenig zu fesseln, zu unpersönlich bleibt hier der Blick. Eher bleibt man an den Kleinformaten von David Adam hängen. Der Künstler saß in Bautzen kurz vor Maueröffnung ein. Die Zellen von Bautzen II, inzwischen Gedenkstätte, rückt er nun so ins Bild, dass die ganze Absurdität des Ortes spürbar wird, trotz oder gerade wegen eines verloren herumstehenden Klaviers, einer Wachstuchdecke mit Adventsdekor. Konsequent klaustrophobisch auch David Adams großformatige Kombinationen. Das Trimmrad im Bordell, das polierte Mobiliar der „Präsidentensuite“: Bei Licht besehen sind auch dies nur Knäste.

Jens Hinrichsen

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