zum Hauptinhalt
Laufender Meter. Andy Warhol als Handpuppe.

© Homann/United Puppets

Puppenshow im Hamburger Bahnhof: Andy Warhol - der erste Plastikmensch

Die Berliner Puppenspieler "United Puppets" zeigen Andy Warhols Welt als Puppenshow. Jetzt ist die Show im Hamburger Bahnhof zu sehen, später in der Schaubude Berlin.

Was Andy Warhol überhaupt mit einem Roboter nach seinem Ebenbild wollte? Für Isabelle Dufresne, die in seiner Factory als überschminkte Ultra Violet herumsprang, war Warhol nämlich selbst „der erste Plastikmensch, der gelebt hat“. Weil er so roboterhaft gleichgültig wirkte, dass jeder seine Wünsche, Sehnsüchte oder – wie Valerie Solanas – all ihre Wahnvorstellungen auf Andy Superstar projizieren konnte. Er selbst verschwand dabei unter seinem blonden Kunsthaar und hinter dicken Brillengläsern.

„A No Man Show“ heißt denn auch das fabelhafte Stück der Berliner Puppenspieler „United Puppets“, das nach seiner Premiere nun im Hamburger Bahnhof (17.1. und 6./7.3.) und anschließend in der Schaubude Berlin (ab 20.2., Karten unter www.united-puppets.de) spielt. Der Pop-Artist, als Puppe gerade mal einen Meter groß, wird wie eine Maschine bewegt und stets vom verzerrten Surren eines Akkuschraubers begleitet. Sobald der Kopf hochfährt, wartet man auf einen der nächsten großartig diffusen Sätze, die Regisseur Mario Hohmann in Warhols Tagebüchern und Interviews aufgestöbert hat.

Begleitend stehen Melanie Sowa und Friederike Krahl auf der Bühne, die effektvoll in immer neue Rollen schlüpfen und sein Leben zu biografischen Schlüsselmomenten kondensieren – bis hin zum denkwürdigen Auftritt Solanas’, die Andy 1968 ein Loch in den Bauch schoss. Einer der wenigen Momente, in denen der Künstler seinen Text vergisst und einmal nicht die monotone Standardformel murmelt. Ansonsten aber ist alles „toll, wirklich fabelhaft“. Selbst die Tatsache, dass Warhol viel Geld verlor, als er tatsächlich einen Roboter in Auftrag gab. Für ein Stück am Broadway, in dem er sich von dem mechanischen Doppelgänger vertreten lassen wollte.

Doch der andere Andy erwies sich als unzuverlässig. Konträr zum 1987 verstorbenen Künstler, der im Stück sogar mit Mickey Mouse um den Titel als berühmteste Comicfigur rangelt. Und dabei ein absolut selbstbezügliches Image in den New Yorker Himmel zeichnet, das von der unermüdlichen Arbeit am Ich erzählt. So wirkte Warhol schon vor Jahrzehnten an der Schnittstelle von Kunst, Massenmedien, Konsum und Selbstinszenierung, die heute noch immer nicht ihren Zenit erreicht hat

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false