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Kultur: Purer Stoff

John Mayall spielt den Blues im Berliner C-Club

„Please welcome the legendary John Mayall!“ tönt es durch den vollen C-Club. Der britische Blues-Mann sprintet auf die Bühne, drahtig, dynamisch. 77 Jahre ist er inzwischen und eine Legende, in der Tat: Immerhin war er es, der Mitte der Sechziger in der Gefolgschaft von Alexis Korner den rohen elektrischen Blues in die europäische Landkarte hämmerte, und in dessen Band The Bluesbreakers einige Namen zu funkeln begannen: Eric Clapton, Peter Green, Mick Taylor.

Heute ist Mayall ein sehr cooler älterer Mann in kariertem Hemd und Jeans, mit Brille und langen, zum Pferdeschwanz gebundenen weißen Haaren; der glücklicherweise weder sich selbst, noch ein musikalisches Genre neu erfinden und niemandem etwas beweisen muss. Er kommt zur Sache und tut das, was er am besten kann: tutet eine metallische, rhythmisch schmatzende Harmonica und singt den Blues. „Another Man“, der pure Stoff. Lässig entspannt und mit sichtbarem Spaß an der Sache spielt er die Blues-Harp mit links und ein paar Piano-Akkorde mit der Rechten. Dann kommt die Band, in der Gitarrist Rocky Athas Claptons einstmalige Gitarrenparts würdig übersetzt: mit lange stehenden Tönen auf einer Les Paul.

Fast zwei Stunden verwickelt Mayall seine Musiker in musikalische Konversationen. Über Bo-Diddley-Beat, Boogie, „Slow Blues“ in Moll, schweres Blues- Rock-Geriffe, swingenden Jazz. Und „Room To Move“ von 1969, das Glanzlicht des Abends. Mit Mayalls Scat-Gesang und zischelnder Zwiesprache in erregter Debatte mit Greg Rzabs rasendem Bass und Jay Davenports knackigen Drums. Mayall lacht und freut sich über den tosenden Applaus. H. P. Daniels

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