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Kultur: Purismus mit Phantasie - Anett Röstel will ihre Handschrift in der Welt bekannt machen

Anett Röstel macht keine halben Sachen. Seit zehn Jahren verfolgt die 35-jährige Berlinerin ihr Ziel, im internationalen Modegeschäft Fuß zu fassen.

Anett Röstel macht keine halben Sachen. Seit zehn Jahren verfolgt die 35-jährige Berlinerin ihr Ziel, im internationalen Modegeschäft Fuß zu fassen. Dabei setzt sie auf eine eigene Handschrift und kontinuierliche Messepräsenz. "Und das", sagt sie, "ist ein Haufen Arbeit."

Zum Beispiel muss der Umzug in ein neues, 2000 Quadratmeter großes Atelier in der Alexandrinenstraße organisiert werden. Für ihr kürzlich geschlossenes Geschäft in der Charlottenburger Meinekestraße sucht sie einen besseren Standort. Außerdem wartet sie voller Spannung auf die Entscheidung zu ihrer Bewerbung für die London Fashion Week. Nachdem sie seit 1995 die cpd (Collectionspremieren Düsseldorf), seit 1997 die Pariser Prêt-à-porter besucht und sich diesen Herbst dort zusätzlich am Showroom Atmosphère beteiligte, setzte sie sich gleich ein weiteres Ziel. Die Londoner Modewoche ist für ihre spektakulären Modenschauen von Designern wie Julien MacDonald und Hussein Chalayan bekannt.

In Düsseldorf gehört sie zu den elf ausgewählten deutschen Designern, die unter dem Titel "German Trendsetter" etwas anderes als die übliche Konfektion zeigen. Nicht ohne Grund hängen Röstels Kleider in Boutiquen von Antwerpen über Thessaloniki bis Hongkong. Vor einem Jahr nahm sogar das in diesen Dingen wenig experimentierfreudige KaDeWe ihre Kollektion in seine Designerabteilung auf. Ansonsten verbindet man ihren Namen kaum mit der ortsansässigen Modeszene und deren Aktivitäten. Für die hatte sie in den letzten Jahren keine Zeit.

Anett Röstel hat in diesen arbeitsreichen Jahren eine persönliche Handschrift gefunden. Trends wie etwa die Ballonform greift sie auf, ohne dabei jemals bemüht zu wirken. Das Zusammenspiel der Formen und Farben eines voluminösen Ballonrocks mit schmalem Oberteil und fließendem Kragen aus taubenblauer Baumwolle ist konsequent durchdacht. Transparente Flächen, die den ohnehin feinen Stoff durchbrechen, setzt sie äußerst effektvoll ein.

In jeder ihrer über hundertteiligen Kollektionen gibt es Klassisches und Spielerisches, wobei beide Linien dem Purismus verpflichtet sind. Ihre Stücke sind phantasievoll, ohne theatralisch zu wirken. Eine Idee durchzieht jede Kollektion wie ein roter Faden, das Thema dieser Saison ist das Wattierte und Gesteppte. Es taucht als leicht gepolsterter Saum an Schößchenjacken und Ballonmänteln mit gesteppten Ziernähten längs oder quer zur Kante auf oder in Form eines um die Knie wippenden Stepprockes.

Anett Röstel arbeitet für Frauen mit einem hohen Anspruch an Design und Qualität. Nie sucht sie die schnelle Lösung, ihre Verarbeitung ist erstklassig. So verwendete sie für ihre wattierten, mattglänzenden Röcke kein vorgefertigtes Material, sondern steppte Seide und Watteline selbst zusammen. Ebenso unterlegte sie für Abendkleider hauchdünne Seide mit einer Schicht Futterstoff, einem dünnen Vlies und einer weiteren abschließenden Futterschicht. Zwölf Meter bordeauxrote Seide verarbeitete sie zu einem so federleichten wie voluminösen Empirekleid - modern und romantisch zugleich.Erhältlich unter anderem im KaDeWe, bei ModaMo, Giesebrechtstraße 17 (Charlottenburg), Laufsteg, Jägerstraße 61 (Mitte).

Cornelia Kubitz

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