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Kultur: Quasimodo: Pop: Heinz Erhardt rappt

HipHop jedenfalls war es nicht, was man am Donnerstagabend im Quasimodo zu hören bekam. Und was "Abstract HipHop" ist, so jedenfalls nennen die vier jungen Männer von Lychee Lassi ihr musikalisches Treiben, bleibt auch trotz des zweistündigen Abends ein wenig rätselhaft.

HipHop jedenfalls war es nicht, was man am Donnerstagabend im Quasimodo zu hören bekam. Und was "Abstract HipHop" ist, so jedenfalls nennen die vier jungen Männer von Lychee Lassi ihr musikalisches Treiben, bleibt auch trotz des zweistündigen Abends ein wenig rätselhaft. Auf jeden Fall war das Motto: mein HipHop geht auch ohne Rapper. "Abstract HipHop", sagt der Schlagzeuger von Lychee Lassi, "das ist ein instrumentales Groove-Hörspiel". "Aber", so fügt der Mann hinzu, "das ging nicht aufs Plakat und deshalb nennen wir es "Abstract HipHop". Aha. Und egal. "Es ist was es ist", sagt nach Erich Fried bekanntlich die Liebe und in diesem Gefühl oder zumindest dem der Zuneigung war das Publikum den vier oberschülerhaften Jungs in blauen Pullundern zweifellos zugetan. Stefan Krajewski (Schlagzeug), Dirk Berger (Gitarre), Jan Roder (Akkustik Bass) sind Virtuosen des Fragments, Pop-Dadaisten, Scherzkekse. Mal imitieren sie die "Riddms", wie man sie von "Sly and Robbie" kennt, dann lugt "Rock it" von Herbie Hanckock um die Ecke, mal entfesselt der exzellente Schlagzeuger Sebastian Krajewski ein Free-Jazz-Inferno, dann folgt ein Be-Bop-Teil, dessen off beats er genauso beherrscht, wie das sture 4/4 eines Rockstücks. Und immer wieder: die scheppernden, getragenen Beats von Dub. Dazu sorgt Vincent von Schippenbach an den Plattenspielern für virtuose Scratcheinlagen, dann zerhackt er Peter-Brötzmann-Soli zu noch besserern Peter-Brötzmann-Soli, die klingen, wie ein billiger Synthesizer, dann nimmt er Heinz-Erhardt-Schallplatten auseinander, um sie zu dadaistischen Kleinkunstwerken wiederzusammenzubauen - dazu scheppert der Dub-Beat: viel Spaß. Das Publikum johlt. Nur einige B-Boys stehen etwas ratlos herum: ein rappender Heinz Erhardt, das verstehen wir nicht. Selbst schuld.

Jost Kaiser

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