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Kultur: Quatsch keine Opern

Das Berliner Parlament diskutiert die Hauptstadtkultur

Wer es nicht gewohnt ist, live am demokratischen Prozess in Landesparlamenten teilzunehmen, kann leicht erschüttert werden: gelichtete Reihen, vor allem auf der Regierungsbank, wenig Aufmerksamkeit bei den Parlamentariern und ein rhetorisches Niveau, das es selbst dem interessiertesten Zuhörer schwer macht, gedanklich nicht abzuschweifen. So auch bei der Aktuellen Stunde zur Hauptstadtkultur am Donnerstag im Berliner Abgeordnetenhaus: Jeder fasst langatmig noch einmal die Argumente zusammen, die die Kollegen schon aus den Ausschüssen kennen, zur Grundsatzdiskussion kommt es nicht einmal im Ansatz.

So muss das wohl sein: Kultursenator Thomas Flierl legt sein Gesetz zur Opernstiftung vor, und die Opposition kontert mit Gegenentwürfen. Die FDP hat in der Hoffnung auf das bürgerliche Lager, das auf Bundesebene plötzlich aus seinem kulturpolitischen Tiefschlaf aufgeschreckt ist, ein Modell mit zwei Stiftungen ausgearbeitet, nach dem die Staatsoper in die Obhut des Bundes schlüpfen kann, während Komische Oper und Deutsche Oper bei Berlin verbleiben. Die Grünen wollen ebenfalls zwei Stiftungen für die Staatsoper einerseits und die anderen Häuser andererseits, allerdings beide auf städtischer Ebene. Das riecht nach Druck der Interessengruppen, vor allem aus dem Traditionshaus Unter den Linden, wo man keineswegs an die wohltuende diplomatische Wirkung eines starken StiftungsGeneraldirektors glaubt, und zudem fürchtet, die eigenen Einnahmeüberschüsse könnten für die defizitären Schwesterinstitutionen abgezwackt werden. Senator Flierl bleibt ruhig. Er kennt die Spielregeln und die Machtrealitäten. Nach 90 Minuten ist alles vorbei. F.H.

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