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Kultur: Queen Kong

Schneller brüten: Das Jahresend-Fantasy-Spektakel „Eragon“ lässt den Drachen steigen

Im Wald, das wissen wir seit Hänsel und Gretel, da ist es nicht geheuer. Dinge, die man dort findet und die keine Pilze sind, soll man besser liegen lassen. Vor allem, wenn er Wald dem König gehört und das Ding eine ominös schillernde Riesenpille ist. Doch Eragon ist nicht der Typ, weise Ratschläge zu befolgen, und so nimmt er das Ding mit – um es beim Wilderer gegen ein saftiges Filet zu tauschen. Hart sind die Zeiten, seit der König ein Diktator ist und die gerechten Drachen nicht mehr über die Wälder segeln.

Die Geschichte beginnt märchenhaft, noch ehe der erste Drache schlüpft. Eragon ist der mittlere Held eines Fantasy-Romans, der eine ebenso märchenhafte Geschichte hat. Sein Verfasser Christopher Paolini schrieb ihn im zarten Alter von 15 Jahren und veröffentlichte ihn im Selbstverlag. Dann nahm sich ein professioneller Verlag der Story an: Auf „Das Vermächtnis der Drachenreiter“ folgte „Der Auftrag des Ältesten“ und der mittlerweile 22-jährige Autor verkauft Millionen Exemplare seiner Saga in 38 Länder. Nun ist „Eragon“ auch noch ein Film, inszeniert von dem als Regisseur noch unbekannten Stefen Fangmeier.

Im Kino kommt die Fantasy-Saga ohne Umschweife auf den Punkt: Der Drache schlüpft aus dem Ei und erwählt den Bauernsohn. Als Drachenreiter steht dem Toren nun nichts Geringeres bevor als die Rettung eines schönen Mädchens (Sienna Guillory) und eines Reiches, das von einem dunklen Thronherrn regiert wird. Doch irgendwo hinter den sieben Bergen, bei den Varden und Zwergen, da regt sich Widerstand. Diese Geschichte muss jedem geläufig erscheinen, der den „Herrn der Ringe“ kennt. An Tolkien erinnern die Zutaten bis in die Namen hinein (Eragon – Aragorn), aber auch „Narnia“ oder „Harry Potter“ lassen grüßen.

„Eragon“ erzählt eine Geschichte, wie sie das Kino seit einiger Zeit verlässlich im Dezember präsentiert: bildgewaltige Ausflüge in vormoderne Welten, in denen sprechende Tiere und finstere Kreaturen den Kampf zwischen Gut und Böse führen. Einen Kampf, den wir umso lieber sehen, als sich im echten Leben diese Fronten immer mehr verwischen.

Am Besten an „Eragon“ sind die Flugszenen mit Saphira, dem blauen Drachen, den die Studios ILM („Star Wars“) und WETA („King Kong“) aus dem Ei gepellt haben. Saphira ist das letzte Exemplar jener mythischen Tiere, die vom bösen Herrscher (John Malkovich) ausgerottet wurden. Dabei konnte man sich offenbar zwischen Vorbildern wie Godzilla und Elliott, dem Schmunzelmonster, nicht so recht entscheiden: Saphira hat die sanften Augen von E.T., den Leib von T-Rex aus „Jurassic Park“ und (in der deutschen Fassung) die Stimme von Nena. Gegen Rob Bowmans Drachenfilm „Herrschaft des Feuers“, der den Schrecken der mythischen Kreaturen 2002 in apokalyptischen Bildern beschwor, wirkt „Eragon“ wie ein harmloses Märchen. Das will es offensichtlich auch sein. „Sei zu drei Teilen ein Narr und zu einem Teil ein Held“, lautet das immer wieder zitierte, wirklichkeitsfremde Motto, das dem Knaben Eragon (gespielt vom gänzlich unbegabten Ed Speleers) auf dem Weg gegeben wird. Dieses Mischungsverhältnis scheinen sich auch die Macher von „Eragon“ zu Herzen genommen haben. Fortsetzung folgt.

In 22 Kinos. OV: Cinestar SonyCenter

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