zum Hauptinhalt

Kultur: Ramón Valle jazzt im Berliner A-Trane

Ines Altenrath Tropische Temperaturen, Salsa und Sonne: die Kubamania erobert Berlin. Ein Hauch von Zigarre schwebt durch die Luft, und der "Buena Vista Social Club" hat sich dauerhaft in den deutschen Kinos eingerichtet.

Ines Altenrath

Tropische Temperaturen, Salsa und Sonne: die Kubamania erobert Berlin. Ein Hauch von Zigarre schwebt durch die Luft, und der "Buena Vista Social Club" hat sich dauerhaft in den deutschen Kinos eingerichtet. In den Tanzschulen herrscht schon seit geraumer Zeit Hochkonjunktur. Da rufen die Salsalehrer unermüdlich: "Schritt, Schritt, Kick und immer schön mit den Hüften wackeln". Mit diesem Rhythmus in den Knochen pilgern die örtlichen Kuba-Fans in den Charlottenburger A-Trane-Club.

Kubanische Musik abseits des Klischees: Der Pianist Ramón Valle hat sich mit seinem Trio Cubano dem Jazz in seiner modernen Spielart verschrieben. "Heute sind besonders viele Frauen da," flüstert ein männlicher Stammgast in mein Ohr. Dann hat die Kubamania wohl viele weiblichen Fans und der Jazz wenige? Das will ich sofort wissen und wende mich sogleich an die gebräunte Dame neben mir. Strahlend berichtet sie, dass sie auf dem Plakat draußen nur "Kuba" gelesen habe und gerade "voller Salsa" aus Havanna zurückgekommen sei.

Leider hat es der angekündigte Drummer des Trios mit seiner Reise nicht geschafft. Er wurde am Flughafen von Havanna an der Ausreise gehindert. Glück im Unglück, Enrique Pirpi ersetzt ihn bestens. Mit Omar Rodriguez Calvo am Bass gibt das junge Trio Modern Jazz, gewürzt mit karibischen Elementen zum Besten. Ihre enorme Improvisationsfreude transportiert das leichte Lebensgefühl der Musiker. Ramón Valle - mit Mega-Rasta-Frisur - brilliert am Flügel, wandert mit flinken Fingern die Tastatur hoch und runter und bezaubert das Publikum nicht zuletzt durch sein Dauer-Stevie-Wonder-Lächeln.

Die Highlights des Konzerts sind die Sequenzen, auf die die Salsa-Gemeinde hoffte: Plötzlich unterwandern das Spiel des Trios die oktavierten Griffe am Piano, ganz typisch für die Salsa-Musik. Dann macht das Schlagzeug noch "ting, ting, ting", und noch bevor sich im Kopf das gelernte "Schritt, Schritt, Kick" meldet, sind die Takte auch schon wieder vorrüber. Das fanden einige Gäste wohl doch zuwenig von dem Kuba, wie sie es erwarteten, und gingen in der Pause.

Alle, die Kuba abseits der Salsa-Trampelpfade kennenlernen wollen, sind bei der Musik von Ramón Valle gut aufgehoben. Auch die, denen Jazz sonst zu anstrengend ist, finden bei Trio Cubano einen angenehm spielerischen Zugang. Es lebe die Kubamania!Noch einmal heute und am Sonnabend im A-Trane, Bleibtreustraße, 22 Uhr © 1999

Ines Altenrath

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false