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Kultur: Raucherzunge

Regisseur Jason Reitman über Lobbyisten und Väter

In „Thank You For Smoking“ brennt keine einzige Zigarette. Ein nettes Paradox.

Ich wollte nicht, dass jemand denkt, ich hätte einen Film für oder gegen das Rauchen gedreht. Es geht vielmehr um die freie Entscheidung des Einzelnen und die Verantwortung für die eigenen Taten.

Einmal zahlt der Tabaklobbyist Nick einem Hollywood-Produzenten Geld, damit im nächsten Blockbuster wieder geraucht wird. Tatsächlich wird neuerdings wieder mehr geraucht in Hollywood-Filmen.

Das könnte mit dem Erfolg der Independent-Szene zu tun haben. Da wird ja viel geraucht. In meinen Filmen werde ich trotzdem nie jemanden rauchen lassen.

Ihre Figuren sind Lobbyisten, PR-Strategen, Politiker oder Journalisten. Wem würden Sie da noch vertrauen?

Der Hauptfigur. Mit Nick wäre ich gerne befreundet. Er ist aufrichtig, vor allem zu seinem Sohn, obwohl er seinen Lebensunterhalt als Lobbyist verdient. Er glaubt nicht an das Rauchen, aber er glaubt, dass jeder die Freiheit haben sollte zu rauchen.

Aber wie einen Standpunkt finden, wenn man von allen Seiten angelogen wird?

Erziehung ist der Schlüssel zu allem. Wer weiß denn nicht, dass Rauchen schädlich ist? Man kann nicht die Tabakindustrie verklagen, wenn man Lungenkrebs bekommt.

Funktioniert das: beruflich böse sein und privat das komplette Gegenteil?

Natürlich.

Wie reagierte die Tabakindustrie?

Von denen habe ich nie etwas gehört. Tabakfirmen stehen heute besser da, weil sie endlich zugeben, dass Zigaretten gefährlich sind. Jetzt sagen sie: Wir produzieren zwar Zigaretten, aber auch Käse und andere Sachen. Begeistert sind allerdings die Lobbyisten, weil der Film sie so zeigt, wie sie sind. Ein Alkohol-Lobbyist hat mir sogar ein paar Kisten für eine Party angeboten!

Interview: Karl Hafner

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