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Die Filmwelt trauert um den Kameramann Michael Ballhaus.

© dpa

Reaktionen auf den Tod des Kameramanns: Trauer um Ballhaus in Deutschland und Hollywood

Mit Michael Ballhaus ist einer der größten Kameramänner der Welt gestorben. Martin Scorsese, Dieter Kosslick und andere trauern um den Ausnahmekünstler.

Hollywoodgrößen trauern um den berühmtesten deutschen Kameramann in der Filmmetropole: Der international bekannte Filmkünstler Michael Ballhaus ist in der Nacht zum Mittwoch in seiner Berliner Wohnung gestorben. Über mehr als 20 Jahre hinweg habe er mit Ballhaus eine „sehr kreative Partnerschaft und eine sehr enge, fortwährende Freundschaft“ gehabt, teilte Oscar-Preisträger Martin Scorsese (74) am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur mit. „Er war ein wunderbarer Mensch, der immer ein warmes Lächeln hatte, auch in den schwierigsten Situationen - jeder der ihn kannte, wird sein Lächeln in Erinnerung behalten.“ Er habe sehr viel von Ballhaus gelernt, sein Tod sei ein „schwerer Verlust“. Ballhaus und Scorsese drehten zusammen sieben Filme, vom ersten Low-Budget-Film „After Hours“ (1985) bis zum 100 Millionen Dollar teuren Abschiedswerk „Departed“ (2006) mit Leonardo DiCaprio und Jack Nicholson. 

Auch für den deutschen Hollywood-Regisseur Wolfgang Petersen (76) ist der Tod des Kameramanns „ein schlimmer Schlag“. Sie hätten sich vor 50 Jahren an der Filmhochschule in Berlin kennengelernt, Ballhaus sei damals sein Lehrer gewesen. Später in Hollywood drehten sie den Virus-Thriller „Outbreak“ (1995) mit Dustin Hoffman und das Action-Spektakel „Air Force One“ (1997), in dem Harrison Ford als US-Präsident gegen Terroristen kämpft.

Wolfgang Petersen: "Da lag ein Zauber drin"

Petersen erinnert sich an die „Partystimmung“ am Set. Ihnen beiden sei es wichtig gewesen, dass sich alle beim Dreh wohlfühlten. „Ballhaus hatte immer sein breites, schönes Lächeln im Gesicht, er war immer guter Laune“. Neben den „fantastischen Kamerabewegungen“ von Ballhaus schätzte der Regisseur auch „seine Magie mit dem Licht“. „Da lag ein Zauber drin, wie er die Schauspieler enorm gut ins Licht setzten konnte und sie gut aussehen ließ“, erzählt Petersen der dpa.

Ballhaus zählt für ihn zu den „ganz ganz großen“ Kameraleuten, „zu den Top Ten, die es überhaupt gibt“. Eine Trauerwelle gehe nach seinem Tod durch Hollywood, „weil er mit so vielen gearbeitet hat, die ihn alle sehr gemocht haben“. Vor seiner Hollywood-Karriere hatte Ballhaus in den 1970er Jahren mit Rainer Werner Fassbinder 15 Filme gedreht, darunter „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ (1972) und „Die Ehe der Maria Braun“ (1979). Seine 360-Grad-Kamerafahrten machten ihn berühmt.

Reaktionen aus Kultur und Politik

Im vergangenen Jahr hatte der gebürtige Berliner bei der Berlinale den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk erhalten. Für Berlinale-Chef Dieter Kosslick ist mit Ballhaus „nicht nur ein großartiger Künstler“ gestorben. „Mit Michael Ballhaus ist auch ein großer Mensch von uns gegangen“, sagte der Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin der Deutschen Presse-Agentur. Mit Ballhaus verbinde ihn nicht nur die gemeinsame Arbeit etwa in der Jury des Filmfestivals von Locarno, „wir waren auch persönlich sehr eng befreundet“, sagte Kosslick.

Ballhaus habe „mit den Großen dieser Welt“ gedreht, sagte Kosslick. „Er war ein Meister seines Fachs. Ballhaus war nicht nur ein Techniker, er war ein großartiger Fotograf.“ So habe er bei den Drehs stets enge Beziehung zu den Schauspielern hergestellt und dabei mit intensiven Blickkontakten gearbeitet.

Aus Sicht von Kulturstaatsministerin Monika Grütters verliert Deutschland mit Ballhaus „nicht nur einen der weltbesten Kameramänner, sondern auch eine große Künstlerpersönlichkeit“. Ballhaus sei „ein begnadeter Bildkünstler“ gewesen, hieß es in einer Stellungnahme von Grütters in Berlin. Ballhaus habe die Fähigkeit gehabt, „magische Bilder mit seiner Kamera einzufangen und sie auf die große Leinwand zu bringen“.

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Unter den Kameramännern und Filmemachern sei Ballhaus ein Weltstar gewesen, der mit Ideen und Bildsprache Maßstäbe gesetzt habe. „Die Welt des Films verdankt ihm großartige cineastische Momente. Wir werden ihn als Künstler und als Mensch sehr vermissen“, sagte Grütters. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) twitterte „Adieu Michael #Ballhaus“: „Deutschland verliert einen herausragenden Künstler“.

Auch der Westdeutsche Rundfunk (WDR), der 1979 „Die Ehe der Maria Braun“ koproduziert hatte, trauert. „Ich habe Michael Ballhaus als Filmschaffenden sehr geschätzt und seine Stilistik als Kameramann immer im höchsten Maße bewundert“, sagte WDR-Intendant Tom Buhrow in einer mitteilung. „Seine 360-Grad-Kamerafahrten sind für mich legendär - und er ist es auch.“

Steinmeier nennt Ballhaus Freund und Vorbild

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den gestorbenen Kameramann Michael Ballhaus als Ausnahmekünstler gewürdigt. „Michael Ballhaus war einer der größten Kameramänner der Filmgeschichte“, schrieb Steinmeier in einem am Donnerstag veröffentlichten Kondolenzbrief an die Witwe Sherry Hormann. „Er war Filmemacher im besten Sinne und ein herausragender Künstler“, betonte das Staatsoberhaupt. Ballhaus habe das kulturelle Leben weit über Deutschland hinaus bereichert - „und dafür werden wir ihm immer dankbar sein“

Steinmeier hob die Zusammenarbeit von Ballhaus mit namhaften Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder, Francis Ford Coppola und Martin Scorsese hervor. „Er hat Rainer Werner Fassbinder und mit ihm eine ganze Generation von Schauspielern, Drehbuchschreibern, Filmemachern auf die Leinwand gebracht“, schrieb Steinmeier: „Die geradezu fürsorgliche Genauigkeit seiner Kamera ergänzte den packenden Zugriff Fassbinders kongenial.“ Auch in der Zusammenarbeit mit Coppola und Scorsese habe er die Arbeit der Regisseure „auf einzigartige Weise“ vervollständigt.

Ballhaus sei für ihn auch Freund und Vorbild gewesen, unterstrich der Bundespräsident: „Mit seiner Weisheit und seinem Weitblick war er mir ein teurer Gesprächspartner und Ratgeber.“ (dpa / epd)

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