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Pierre Boulez, dirigiert in Donaueschingen das Eröffnungskonzert der Donaueschinger Musiktage, im Oktober 2008.

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Reaktionen zum Tod von Pierre Boulez: Er dachte mit dem Herzen...

... und fühlte mit dem Kopf, sagte sein Freund und Kollege Daniel Barenboim. Reaktionen auf die Nachricht vom Tod des Dirigenten und Komponisten Pierre Boulez.

Nach den Worten des Dirigenten Daniel Barenboim hat die Musikwelt mit dem Tod von Pierre Boulez „einen ihrer bedeutendsten Komponisten und Dirigenten“ verloren. Es schmerze ihn sehr, dass sein langjähriger Freund die Eröffnung des nach ihm benannten, von Frank Gehry entworfenen Konzertsaals in der Berliner Barenboim-Said-Akademie im Frühjahr 2017 nun nicht mehr erleben könne.

Boulez habe ein ideales Paradoxon geschaffen: „Er fühlte mit seinem Kopf und dachte mit seinem Herzen“, sagte der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper und würdigte ihn als radikalen Erneuerer der Musik und ihrer gesellschaftlichen Rezeption: Kreativität zeige sich in der Notwendigkeit, das Unvorhergesehene zu offenbaren.’

„Wir haben die Ehre, das in seiner Musik zu erleben. Dafür - und für so viel mehr - werde ich ihm immer dankbar sein“, so Barenboim. Er persönlich habe „einen großartigen Kollegen verloren, einen zutiefst bewunderten kreativen Kopf und einen engen Freund“. Die beiden trafen sich erstmals 1964 in der Berliner Philharmonie, Boulez dirigierte, Barenboim saß am Flügel und spielte Bartóks Erstes Klavierkonzert.

Es gebe nur wenige Musiker, mit denen er in den 52 Jahren danach eine so enge und wichtige Beziehung entwickelt haben, erklärte der Berliner Maestro. Dennoch hätten sie sich bis zuletzt gesiezt: "Eine Seltenheit in unserer eher informellen Welt, aber von meiner Seite mit Sicherheit ein Ausdruck meines tiefsten Respekts und meiner Bewunderung.“

Überall in der Welt reagierten Kulturschaffende und Politiker mit großer Betroffenheit auf die Nachricht vom Tod des großen Komponisten, Dirigenten und Musikerneuerers Pierre Boulez, der am Dienstag im Alter von 90 Jahren in Baden-Baden gestorben ist. Frankreichs Präsident François Hollande sagte, Boulez habe „die französische Musik weltweit glänzen lassen“. Sein kritisches Denken jenseits von Genres stehe für Dialoge von Disziplinen wie Malerei, Poesie, Architektur, Film und Musik, so der Staatschef. Auch die Philharmonie von Paris habe ihm viel zu verdanken. Dort hieß es, für alle, die seine kreative Energie, künstlerisches Niveau, Einsatzbereitschaft und Großmut schätzen konnten, bleibe er präsent.
Österreichs Kulturminister Josef Ostermayer würdigte den Verstorbenen als einen der wichtigsten Avantgardisten. "Er revolutionierte die Musikwelt“, sagte Ostermayer. Der französische Künstler habe sein Publikum weltweit fordern und begeistern können. „Er war nicht nur ein großer Musiker, sondern auch ein großer Musikerzieher, er war ein Beweger“, sagte Helga Rabl-Stadler, Chefin der Salzburger Festspiele. Das Festival hatte Boulez 2015 zu seinem neunzigsten Geburtstag einen Schwerpunkt gewidmet.

In Venedig nannte der Präsident der Biennale, Paolo Baratta, Boulez eine „Bezugsgröße für eine ganze Generation“. 2012 hatte der Komponist dort den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhalten.

Auch das Festspielhaus Baden-Baden trauert um den Musiker, der „immer ein befreundeter Wächter über die Qualität unseres Programms“ gewesen sei, wie Intendant Andreas Mölich-Zebhauser sagte. „Er wohnte nur einen Steinwurf von dieser Bühne entfernt, und es war bewegend mitzuerleben, wie er in den letzten Jahren immer mehr Interesse an den Werken vieler musikalischer Epochen fand, die in seinem Leben bis dato keine Hauptrolle gespielt hatten“, berichtete Mölich-Zebhauser. Boulez, der 2015 die Ehrenbürgerwürde Baden-Badens erhielt, hatte sich schon in seiner Pariser Zeit immer wieder in die badische Kurstadt zurückgezogen, wo er seit über 50 Jahren mit seiner Familie einen deutschen Wohnsitz hatte. dpa

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