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Kultur: Reform der Währungsordnung: Die Versöhnung der Finanzmärkte - Die Debatte um eine neue internationale Finanzarchitektur

Kaum ein anderes Thema aus dem Bereich der Volkswirtschaft beschäftigt auch nicht ausgebildete Ökonomen so wie das der Finanz- und Währungskrisen. Michael Frenkel und Lukas Menkhoff haben sich mit ihrem Buch viel vorgenommen.

Kaum ein anderes Thema aus dem Bereich der Volkswirtschaft beschäftigt auch nicht ausgebildete Ökonomen so wie das der Finanz- und Währungskrisen. Michael Frenkel und Lukas Menkhoff haben sich mit ihrem Buch viel vorgenommen. Denn sie wollen nicht nur die Reformvorschläge zur Krisenbewältigung in einen ordnenden Zusammenhang stellen, sondern zugleich aufzeigen, dass nicht nur ein einziges schlüssiges Lösungskonzept existiert.

Die letzten 20 Jahre waren von einer Phase der Liberalisierung der Finanzmärkte gekennzeichnet. Nach dem "kleinen Aktienmarktcrash" von 1987 und dem Einbruch der japanischen Börse Anfang der 90er Jahre folgten Krisen des EWS, die lateinamerikanische Tequilakrise 1995 und die Asienkrise 1997. Das Vertrauen in die Finanzmärkte war (und ist) erschüttert. Besteht möglicherweise ein kausaler Zusammenhang zwischen der Liberalisierung und der Krisenanfälligkeit? Wenn ja, so folgern Frenkel und Menkhoff zurecht, müssten sich daraus entsprechende wirtschaftspolitische Konsequenzen ableiten. Währungspolitik ist aber kein nationales Thema mehr. Und so kommen die Lösungsvorschläge auch von verschiedenen Seiten, seien es Länderinitiativen, Vorschläge vom IWF oder von der Bank für Internationale Zusammenarbeit. Schon nach wenigen Seiten ist es den Autoren gelungen herauszuarbeiten, dass das derzeitige Finanz- und Währungssystem keinesfalls optimal funktioniert. Auch wenn das keine neue Erkenntnis ist, so wird sie schlüssig und auch für den interessierten Laien klar abgeleitet.

Was bleibt, ist die Tatsache, dass ein Reformbedarf existiert. Entsprechend ihres angekündigten Vorhabens, die Reformvorschläge in einen ordnenden Zusammenhang zu stellen und theoretisch zu untermauern, setzen sich Frenkel und Menkhoff mit Zielen und Zielbeziehungen von Währungsordnung und Finanzordnung auseinander. Als theoretischen Referenzrahmen verwenden sie das Konzept des "impossible trinity". "Die wesentliche Botschaft des Konzepts ist die Aussage, dass es keine Währungsordnung gibt, die die gleichwertige, vollständige Erreichung aller drei Ziele (stabile Wechselkurse, freier Kapitalverkehr, geldpolitische Autonomie) erlauben würde". Übertragen auf die Weltfinanzordnung stehen sich stabile Finanzmärkte, nationale Autonomie und globale Finanzmärkte konfliktionär gegenüber. Und um das Problem in seiner Komplexität deutlich zu machen, heben die Autoren hervor, dass sich im Zeitalter der Globalisierung Weltwährungs- und Weltfinanzordnung nicht mehr eindeutig trennen lassen. Für den Leser wird es nach der Lektüre dieser "Grundlagen" fast entspannend. Ab jetzt geht es konkret um Reformvorschläge. Zunächst stellen die Autoren jene der "mikroökonomischen Governance" vor. Dazu gehören erhöhte Transparenz, Frühwarnsysteme sowie eine Finanzmarktregulierung. Alle Vorschläge werden klar erläutert und bewertet. Gleiches gilt für die Reformvorschläge "makroökonomischer Governance": Einführung von Wechselkurszielzonen, Kapitalverkehrskontrollen sowie eine Diskussion über den - in den letzten Jahren vermehrt unter Beschuss geratenen - IWF.

Den Autoren ist ohne Frage gelungen, die wesentlichen Reformvorschläge in der "Debatte um eine neue Finanzmarktarchitektur" herauszuarbeiten. Für jeden Interessierten ist das gut lesbare Buch ein idealer Einstieg in das Thema. Für Kenner der Szene bringt es allerdings wenig neue Erkenntnisse.

Indira Gurbaxani

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