Können Sie vom Filmemachen eigentlich leben?
CHRISTIAN PETZOLD: Inzwischen schon, aber es ist wie mit mittelständischen Handwerksbetrieben: Die einen stehen vor der Insolvenz, die anderen exportieren nach China. Als ich studierte, machte man sich noch wenig Gedanken übers Geldverdienen.
HANS WEINGARTNER: Ich habe meine Filme von Anfang an selber produziert, weil ich schon für mein Debüt „Das weiße Rauschen“ keinen Produzenten fand. Über die Preisgelder – auch vom Deutschen Filmpreis – konnte ich mich über Wasser halten. „Die fetten Jahre sind vorbei“ wurde ein Hit, so war ich eine Zeit lang ganz gut abgesichert
800 000 Zuschauer, das ist die höchste Zahl in dieser Runde.
WEINGARTNER: Das Geld ist verbraten, langsam wird’s eng, zumal „Die Summe meiner einzelnen Teile“ nicht nominiert ist. Die 250 000 Euro wären die Grundfinanzierung fürs nächste Projekt gewesen. Wir Regisseure stehen voll im Wettbewerb, pro Jahr kommen 100 neue von der Uni! Darum geht’s auch in meinem Film: Unsere Gesellschaft verlangt immer mehr Effizienz und Durchsetzungsvermögen.
DAVID WNENDT: Für meine Abschlussarbeit an der HFF Potsdam habe ich recherchiert, was aus den Absolventen früherer Jahrgänge geworden ist. Über 50 Prozent bleiben im Filmbereich. Manche haben nur alle paar Jahre was zu tun, aber selbst bei dem viel beschäftigten Carsten Fiebeler gibt es Zeiten, in denen er mit wenig Geld auskommen muss. Projekte hängen in der Warteschleife, werden abgesagt – und schon hast du ein paar saure Jahre.

PETZOLD: Aber Klaus Lemke hat recht, wenn er sich darüber aufregt, dass wir jammern, obwohl wir ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen und vom öffentlichen Fördersystem profitieren.
WEINGARTNER: Arthouse hängt in den Seilen. Man findet kaum noch einen Verleiher, ohne den man aber keine Fördergelder bekommt. 2009 hab ich ein halbes Jahr an einem Film gearbeitet, niemand wollte ihn finanzieren. Wir waren bei 30 Sendern. Das ist hart: ein halbes Jahr deines Lebens in die Tonne zu treten.
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