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Rettung für ein bedrohtes Theater: 100.000 Euro braucht das Grips

Das Grips Theater ist in finanzieller Not. Nach dem Willen des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus soll es 50.000 Euro mehr bekommen. Das reicht nicht, um den Betrieb auf eine solide Basis zu stellen.

Viele Künstler bieten ihre Unterstützung an, Theaterbesucher sind entsetzt, die Kommunikationskanäle laufen über, seit das Grips Theater Alarm geschlagen hat. Die finanzielle Situation der einzigartigen Kinder- und Jugendbühne ist bedrohlich, man spricht gar von der Gefahr einer Pleite oder einer partiellen Einstellung des Spielbetriebs (siehe Tagesspiegel vom 11. April). Lars Eidinger, Theater- und Filmstar, führt die Solidaritätsbekundungen an. Er will im Grips ein Benefiz-Solo spielen. Seine 5-jährige Tochter Edna schreibt: „Liebes Grips Theater, wir wollen euch helfen. Ich hab eine Bande gemacht, die heißt Wilde Hühner Bande. Ich kann ja mal die Kinder der Wilden Hühner Bande fragen, ob sie helfen können. Mein Papa ist Schauspieler und er mag euch auch helfen.“

Das Grips Theater ist eine Berliner Institution, es bewegt Menschen jeden Alters, es hat überall in der Welt Nachahmer gefunden; in Indien ist der Name Grips so berühmt wie Brecht. So unersetzlich aber Kinder- und Jugendtheater für die Bildung ist, so wenig rechnet es sich. Man kann damit kein Geld verdienen. Grundschüler zahlen vier Euro für eine Vorstellung, Jugendliche fünf Euro. Die Preise lassen sich nicht erhöhen, ohne dass man den sozialen und pädagogischen Auftrag gefährdet. Gleichzeitig steigen Miet- und Sachkosten, will auch ein Grips-Schauspieler einmal eine tarifliche Angleichung seiner bescheidenen Gage sehen.

In diesem Dilemma steckt das Grips Theater seit Jahren, mit eigener Kraft allein kann es sich nicht draus befreien. Gründer und Geschäftsführer Volker Ludwig fordert eine Anhebung des jährlichen Senatszuschusses um wenigstens 150 000 Euro. Damit wären nach Auskunft des Theaters künftig neue Schulden zu vermeiden. Zur Zeit beträgt die jährliche Zuwendung rund 2, 7 Millionen Euro.

Nach dem Willen des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus soll das Grips Theater 50 000 Euro mehr bekommen. Das reicht nicht, um den Betrieb auf eine solide Basis zu stellen. Allerdings gibt es in den Haushaltsberatungen für 2012/13 noch Spielraum. Anfang Mai geht es in den Hauptausschuss. Dort wird über zwei Millionen Euro zusätzlich für Baustellen im Kulturressort beraten. Nach dem jetzigen Stand geht diese Summe zur Hälfte an die freie Szene – für Spielstätten und Einzelprojekte – sowie an die Boulevardbühnen (Kudamm- und Schlossparktheater).

Schon eine leichte Umschichtung – und etwas politischer Wille – würde das Grips retten. Nur ein Beispiel: Man könnte je 50 000 Euro von den Freien und dem Boulevard nehmen oder 100 000 Euro allein vom gut bedachten Boulevard. Blieben den Woelffer-Bühnen und Dieter Hallervorden immer noch jeweils ordentliche 450 000 Euro. Wäre doch gelacht.

Die Krise erwischt das Grips Theater in einem entscheidenden Moment. Zu Spielzeitbeginn hat Volker Ludwig (74) die künstlerische Leitung an Stefan Fischer-Fels (Jahrgang 1964) übergeben. Er hat eine Erneuerung des Spielplans eingeleitet, ohne mit der Grips-Tradition zu brechen. Bisher lässt sich der Wechsel erfolgreich an, die Weichen für die Zukunft sind gestellt – wenn die Kulturpolitik mitspielt.

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