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Kultur: Rheinsberg: In Restauratorenhand

Während sich Institutionen in Berlin und Brandenburg ganz dem "Preußenjahr 2001" widmen, blickt man in Rheinsberg schon auf ein Jubiläum im kommenden Jahr. Der 200.

Während sich Institutionen in Berlin und Brandenburg ganz dem "Preußenjahr 2001" widmen, blickt man in Rheinsberg schon auf ein Jubiläum im kommenden Jahr. Der 200. Todestag des Prinzen Heinrich von Preußen am 3. August 2002 ist für die Preußische Schlösserstiftung ein willkommener Anlass, das von G. W. von Knobelsdorff für den Kronprinzen Friedrich - ab 1740 König Friedrich II. - erbaute Schloss herauszuputzen und dem Publikum bisher verschlossene Räume zu zeigen. 1744 hatte Friedrich das Rokokoschloss seinem jüngeren Bruder Heinrich geschenkt. Mit erheblichen Mitteln ließ der Musensohn, der keine Aussicht auf den Thron hatte und mit seinem großen Bruder in nicht immer ungetrübter Beziehung lebte, das malerisch am See gelegene Schloß samt Garten nach seinem Geschmack umgestalten. Der Prinz, der 1851 am Friedrich-Denkmal Unter den Linden in Berlin einen Ehrenplatz auf dem Sockel erhielt, setzte gar jenen preußischen Militärs ein Denkmal, die vom Alten Fritzen wegen angeblicher Unfähigkeit verschmäht worden waren.

Das Gedenken unter dem Titel "Prinz Heinrich - Ein Europäer in Rheinsberg" gipfelt 2002 in einer Ausstellung, in der die Preußische Schlösserstiftung nicht nur die Lebensgeschichte des im Schatten seines Bruders Friedrichs II. agierenden Feldherren, Diplomaten und Schöngeists erzählt wird. Ebenso werden Schloss und Park als ein von Friedrich und Heinrich nacheinander gestaltetes Gesamtkunstwerk präsentiert. Zur Zeit haben Maurer, Zimmerleute, Stuckateure und Maler das Sagen. Bei laufendem Besucherverkehr wird ein Saal nach dem anderen restauriert. Damit werden das Sterbezimmer des Prinzen Heinrich und andere Räume zu ebener Erde wieder dem Publikum erschlossen. Vorsichtig werden Überbleibsel aus DDR-Zeiten entfernt, als das Schloss Diabetikersanatorium war und ziemlich brutale Umbauten hinnehmen mußte. Da und dort können seinerzeit bei der Installierung von Zwischenwänden oder dem Verlegen von Heizungs- und Lichtleitungen abgeschlagene Stuckaturen nur noch anhand von Vorzeichnungen nachgewiesen werden. Schon jetzt schälen sich die Konturen einer ehemals reichen Innenausstattung heraus, und es werden unter dicker Tünche versteckte Ausmalungen wieder sichtbar. Die im südlichen Pavillon eingerichtete Bibliothek des Prinzen gewinnt ihre frühklassizistische Fassung zurück. Tapetenfragmente erlauben hier eine Rekonstruktion der Wandverkleidung, und auch die Marmorierung der Holzsäulen tritt nach Beseitigung grauer Anstriche wieder zutage. Nicht wiederherstellen läßt sich die reiche Büchersammlung des Prinzen. Sie war nach Heinrichs Tod von den Hohenzollern mit anderen Ausstattungsstücken verkauft worden und ist in alle Winde verstreut.

Zechliner Leuchten

Während die Preußische Schlösserstiftung immer noch nach ihren seit 1945 vermissten Rheinsberger Gemälden sucht und Wände der kleinen Galerie mit Bildern aus dem Depot bedeckt, kann sie sich eines Erfolges ganz anderer Art freuen, der Wiederherstellung edler Kristalllüster. Die im 18. Jahrhundert in Zechliner Hütte gefertigten Leuchten gingen nach Heinrichs Tod nach und nach verloren. Vier originalgetreu nachgebildete Gehänge erhellen seit einiger Zeit den vor allem für Konzerte genutzten Spiegelsaal. Noch nicht abgeschlossen ist die Wiedergewinnung der Marmorkamine, die nach dem Krieg einer Zentralheizung des Sanatoriums weichen mussten und daher zerschlagen wurden. In der Uferbefestigung gefundene Reste und alte Fotos dienen als Vorlagen für Rekonstruktionen.

Nachdem das Schlosstheater - außen historisch und innen modern - aus Ruinen auferstanden ist und sich großen Zuspruchs bei Musikfreunden aus aller Welt erfreut, werden seit 1999 mit aller Kraft weitere Bauten aus der Zeit des Prinzen Heinrich in der Nähe des Schlosses wiederhergestellt, so das pyramidenförmige Mausoleum mit dem reich dekorierten Sarg des Prinzen darin der Marstall, der letztmalig in der Kaiserzeit saniert wurde. Die Nutzung des Fachwerkbaus nach 1945 als Wäscherei des im Schloss untergebrachten Sanatoriums führte zu schweren Bauschäden. Indem sie jetzt behoben werden, erhält das Schlossensemble seine ursprüngliche Gestalt zurück.

Helmut Caspar

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