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Kultur: Risiko spielen

PERFORMANCE

In der Kunst gibt es klare Rollen: Vom Kuratoren eingeladen stellt der Künstler seine Werke aus, Galeristen verkaufen sie, Kritiker schreiben darüber. Doch längst sind die Beziehungen wechselseitig. Von einer „Produktivität von Kunst und Diskurs" spricht der österreichische Künstler Richard Jochum, der für sein Projekt dis-positiv den Spieß einmal umgedreht hat: Nach Stationen in Wien, Bregenz und Köln, sowie einem Jahr Recherche in Berlin, werden hiesige Vertreter der Kunstgeschichte, Kunstkritik und Wissenschaft zu Exponaten seiner Ausstellung in der Berliner Staatsbank (bis 9. April, Französische Straße 35, täglich ab 17 Uhr, www.dis-positiv.org ). Als „Verkörperung des lebendigen Diskurses" begeben sich täglich zwei Protagonisten der Berliner Szene für jeweils zwei Stunden in ein transparentes Rondell. Was dort passiert, bleibt den Gästen überlassen.

Dass es bei den 17 Veranstaltungen um mehr als bloß Vorträge geht, wurde spätestens klar, als zur Eröffnung bei einer Performance der Künstler und Ausstellungsmacher Jonas Burgert und Ingolf Keiner eine tote Eule durch die Luft flog. Weitere Stationen: Kathrin Becker vom Neuen Berliner Kunstverein legt mit einem Freund Singles aus dessen Punkplattensammlung auf (6. 4., 19-21 Uhr), Museumskustos Joachim Jäger bittet den Künstler Via Lewandowsky zu einer Partie „Risiko“ (7. 4., 19-21 Uhr) und Sabrina van der Ley will als künstlerische Leiterin der Kunstmesse Art Forum Berlin mit ihrem Team im Rondell einfach die tägliche Arbeit fortsetzen (8. 4., 17-19 Uhr). So fantasievoll die Beiträge der Gäste, so interessant Jochums Ansatz, einmal über die Spielregeln der Kunst zu reflektieren, auch sein mag: Es kommt über eine reine Selbstbespiegelung selten hinaus.

Katrin Wittneven

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