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Die Piloten Murray (Keean Johnson) und Best (Ed Skrein) auf Cowboy-Mission gegen den Feind.

© Universum

Roland Emmerichs Kriegsfilm "Midway": Die Schlacht, die den Pazifikkrieg entschied

Warum die Amerikaner den Krieg gegen Japan gewannen: Roland Emmerich opulenter Historienfilm „Midway – Für die Freiheit“.

Technicolorbunt dämmert der Morgen über dem Pazifik, das Sternenbanner flattert. Ein Trompeter in der Uniform der US-Army bläst eine Fanfare. Daneben steht ein Kamerateam, die Regieanweisungen gibt ein Pfeife rauchender Kauz: John Ford (Geoffrey Blake). Die Generäle, in deren Auftrag er einen Propagandafilm dreht, haben ihm Action versprochen. Und die bekommt er am 4. Juni 1942. Japanische Kampfbomber greifen an. „Sir, Sie müssen in den Bunker,“ ruft ein Soldat Ford zu, der stattdessen das Dach des Bunkers ansteuert. Und während um ihn herum Bomben explodieren, gibt er den Befehl: „Weiterdrehen!“

John Ford dreht weiter

John Ford ist die originellste Nebenfigur in Roland Emmerichs Kriegsepos „Midway – Für die Freiheit“. Der große Westernregisseur war tatsächlich dabei, als bei den Midwayinseln im Pazifik die entscheidende Seeschlacht des Zweiten Weltkriegs stattfand. Für „The Battle of Midway“ wurde er 1943 mit dem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. Midway gehört, ähnlich wie Stalingrad ein halbes Jahr später, zu den Wendepunkten des Krieges. Den Amerikanern gelang es, vier japanische Flugzeugträger zu versenken, mit dem Sieg drängten sie die Japaner in die Defensive. Das Midway-Atoll, westlichster Vorposten der Vereinigten Staaten, liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Tokio und Kalifornien. Hätten die Japaner die Schlacht gewonnen, wäre für sie der Weg nach Los Angeles und San Francisco frei gewesen.

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In Michael Bays „Pearl Harbor“ (2001) fliegt die Kamera im Sturzflug hinter einer japanischen Bombe her, die auf einem amerikanischen Kriegsschiff explodiert. In „Midway“ gibt es eine ähnliche Szene, nur umgekehrt, aus der Perspektive eines Soldaten, der auf dem Deck der USS Arizona eine Bombe auf sich herabstürzen sieht. Auch Emmerich stilisiert den Krieg zum Kampf zwischen Gut gegen Böse, aber seine Mittel wirken weniger hurrapatriotisch. Die Rollen sind klar besetzt: Die Amerikaner stehen für die Verteidigung der Freiheit, die Japaner für „Ehrlosigkeit“ (Roosevelt). Doch selbst Oberbefehlshaber Isokuro Yamamoto (Etsushi Toyokawa) ist differenziert gezeichnet. Er glaubt, einen „schlafenden Riesen“ geweckt zu haben und sieht sich zum Handeln gezwungen. Von seinem Gegenspieler, Admiral Nimitz (Woody Harrelson), unterscheidet ihn nicht viel.

Flammendes Inferno

Das Kämpfen und Sterben zeigt „Midway“ in seiner ganzen Brutalität. Der japanische Überfall auf Pearl Harbor erscheint wie ein flammendes Inferno, amerikanische Marines werden von Maschinengewehrfeuer zerfetzt, springen brennend über Bord. Als der Fliegeroffizier Richard Best (Ed Skrein) einen vermissten Kameraden im Lazarett sucht, wird er in einen Saal geführt, in dem verkohlte Leichen unter weißen Tüchern liegen. Von seinem Freund ist außer der Uhr und einem Ring nicht viel übrig.

„Haltet die Linien“, fordert Roosevelt nach dem Desaster. Die Amerikaner scheinen unterlegen zu sein, sie besitzen bloß noch drei Flugzeugträger. Allerdings entscheidet am Ende die Taktik über den Verlauf der Schlacht. Best, auf dem Flugzeugträger „USS Enterprise“ stationiert, brennt darauf, zurückzuschlagen, seinem Vorgesetzten (Luke Evans) missfällt die Risikobereitschaft: „Wenn du kämpfen willst, lass den Cowboy-Bullshit.“ Um anführen zu können, muss Best lernen, seine Wut zu zügeln. Ähnliche Lektionen wurden schon John Wayne in den Kriegsfilmen von John Ford erteilt. Hinter solchen Draufgängern stehen Helden der eher unscheinbaren, bürokratischen Art.

Draufgänger und Bürokraten

Korvettenkapitän Layton (Patrick Wilson) hatte Pearl Harbor vorhergesagt, Nimitz machte ihn danach zu seinem Geheimdienstchef. Zum Team gehört auch der Code-Spezialist Rochefort (Brennan Brown), der in seiner Verschrobenheit an das Informatikgenie Alan Turing erinnert. Rochefort knackt den japanischen Funk-Code. So wissen die Amerikaner, wo und wann deren Flotte zuschlagen wird. Sie können dem Feind eine Falle stellen.

Schlachten wurden in vielen Filmen Emmerichs geschlagen, meist gegen Außerirdische. „Midway“, den er seit 20 Jahren drehen wollte, ist sein erstes historisches Kriegsdrama seit „Der Patriot“ (2000), in dem Mel Gibson während der amerikanischen Revolution gegen die Engländer kämpft. Die 40-minütige Schlacht über Midway, eine elegant choreografierte Gewaltexplosion, zeigt Emmerich auf und unter Wasser – und in der Luft. Die Kamera folgt einem amerikanischen Torpedo, der einen japanischen Flugzeugträger knapp verfehlt. Das Sperrfeuer, das die japanischen Flakschützen auf den Schiffen entfachen, ist gewaltig, aber die amerikanischen Piloten greifen in immer neuen Wellen an. „Das ist für Pearl Harbor“, brüllt Best, als er eine Bombe ausklinkt. Zu überleben hat in diesem großen Massaker nichts mit Mut zu tun, es ist eine Frage des Zufalls. Die Schlacht hat viele Helden. Und die meisten von ihnen sterben (in 13 Berliner Kinos, OV: Cinestar Treptower Park, Cubix Alexanderplatz, CineStar Sony Center, CineStar Tegel).

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