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Protagonist Daniel hat Schulden beim Paten.

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Roman „Im Käfig“: Boxen als Ausweg

Autor Kevin Hardcastle arbeitete vier Jahre lang an seinem Debütroman „Im Käfig“. Das Ergebnis ist das lakonische Portrait eines Ex-Sportlers.

Zum Shootout kommt es vor einer Werkstatt, zwischen Autoteilen, Ölfässern und einer vorsintflutlichen Hebebühne. Als das Geballer losgeht, wird Dubeau, das erste Opfer, vom Aufprall der Geschosse um 45 Grad herumgedreht, „wobei Fetzen seines Körpers durch die Luft geschleudert wurden“.

Billy-Jo, an Hals und Brust getroffen, bricht auf seinem Bike zusammen und schafft es, eine Salve im eigenen Bein zu versenken. „Seine Jeans färbte sich rostrot.“ Am Ende, als vier Tote daliegen, wird der Grill getroffen, fällt um und „kotzte eine Masse versengtem Fleisch und glühenden Kohlen aus“. Ein Dreiminutenmassaker, geschildert wie ein grausam entfesseltes Ballett.

Worum es ging? Um ein Auto, das die Angels, Mitglieder eines Motorradclubs, gestohlen und dessen Fahrer, den sie krankenhausreif geschlagen hatten. Allerdings arbeitete der Fahrer für den örtlichen Mafiaboss Clayton, der den Angriff als Kriegserklärung verstand.

Daniel, der für Clayton vermitteln sollte, überlebt die Schießerei hinter einer Mauer der Werkstatt. In seinem rechten Ohr schrillt ein hoher Ton, an seiner Jacke kleben Fetzen von Dubeau. Wer sich mit dem Bösen einlässt, macht sich schmutzig. Schuldig werden kann auch, wer bloß zuschaut.

Die Deckung oben halten

Daniel ist der Held von Kevin Hardcastles wuchtigem Thriller „Im Käfig“, der in der kanadischen Provinz von Ontario spielt. In seinem früheren Leben war Daniel Martial-Arts-Kämpfer. Von dreißig Profikämpfen hat er zwei nach Punkten verloren, im Cage ging er kein einziges mal k.o.

Als er sich am Auge verletzte, musste er die Karriere beenden. Nun arbeitet er als Schweißer auf Baustellen, mühsam hält er sich und seine Familie über Wasser. Bis ihm das Schweißgerät vom Pick-up gestohlen wird, mit dieser Katastrophe beginnt der Roman. Der Käfig, das ist auch eine Metapher für die die Ausweglosigkeit seiner Lage, ein immer klaustrophobischer werdendes Dasein.

Verlierer sind interessanter als Sieger, schon Boxerromane wie „Fat City“ von Leonard Gardner haben ihre Protagonisten auf dem Weg nach unten durch Vorstadt-Arenen, Hinterhof-Gyms und Kleingeld-Kaschemmen begleitet.

Wenn auf dich eingeprügelt wird, musst du die Deckung oben behalten, diese Lektion hat Daniel gelernt. Dass er, um seine Hypothek abzustottern, noch einmal in den Ring steigt, ist keine gute Idee. Die Quoten der Wettbüros stehen 5:1 gegen ihn, beim Paten Clayton leiht sich der Fighter 10.000 Dollar. Er setzt alles auf Sieg.

Der kanadische Schriftsteller Kevin Hardcastle hat vier Jahre an seinem Debütroman gearbeitet. Seine Sätze sind kunstvoll lakonisch, wenn es nicht so klischeehaft klänge, könnte man von einem harten Punch sprechen. Der Killer Tarbell, der mit einer abgesägten Schrotflinte arbeitet, erinnert an das irre Personal von Donald Ray Pollock Southern-Noir-Romanen. Schlägen kann man ausweichen, Schüssen nicht.

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