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Kultur: Rosamunde al dente

Das Vogler Quartett spielt Beethoven und Schubert.

Op. 18 Nr. 3 war Ludwig van Beethovens erster Beitrag zur Gattung Streichquartett – aber ein Einspielstück ist es dadurch noch lange nicht. Das wissen auch die Mitglieder des Vogler Quartetts. Sie setzen das Werk wohl auch deswegen an den Anfang ihres Konzerts im Kleinen Saal des Konzerthauses, weil es in seiner Individualität und seiner für die Entstehungszeit fast schon symphonischen Anlage den Ton für den Abend vorgeben soll. Allerdings leidet der erste Satz, der mit seiner herausgehobenen ersten Geigenpartie noch an ein virtuoses „Quatuor brillant“ erinnert, an kleinen Konzentrationsmängeln bei Intonation und Rhythmik, die im Laufe des Konzerts weniger werden, aber nicht völlig verschwinden.

Eine wichtige Eigenschaft, die das Vogler Quartett zu einem herausragenden Ensemble macht, kann man erst zu Beginn des zweiten Satzes erleben: Die Fähigkeit, eine Sonorität von großer physischer Präsenz zu erzeugen, die sich besonders in der tiefen Lage und in jedem Forte beeindruckend entfaltet. Leider gehörte es auch zu den Leitmotiven des Abends, dass die vier Musiker ein wenig zu genau um diese Tugend wissen und sie nicht maßvoll genug einsetzen.

Um das 2. Streichquartett von Bedrich Smetana nicht nur als verzweifelten Ausdruck eines durch seine Taubheit beeinträchtigten Meisters, sondern als selbstbewussten, kompakt formulierten Aufbruch in die Moderne wirken zu lassen, fehlt es dem kontrastreichen Werk an Differenzierung: Während etwa der energetische Sturm am Anfang des dritten Satzes unmittelbar packt, wird bei den merkwürdig kargen Einwürfen der Einzelstimmen im weiteren Verlauf nicht klar, ob die mit ihnen einhergehenden Motivwiederholungen eine Verstärkung, ein Insistieren oder Resignieren bezeichnen sollen.

Stimmiger wirkt letztlich Franz Schuberts Rosamunde-Quartett. Man kann zwar darüber streiten, ob die Musiker nicht auch diesem Werk durch ausgefeiltere Kontraste (etwa von Lyrischem und Schroffem) gerechter geworden wären. Die Abgründigkeit des Stücks und seine Verbindungen zu Beethoven machen sie jedoch durch ihre monochromere, materialorientierte, die Linie betonende und klanglich gleichsam al dente angegangene Interpretation plausibel. Dem Publikum war es recht: Es stand den Musikern beim Beifall an kraftvoller Sonorität kaum nach. Carsten Niemann

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