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Kultur: Rosenkrieg an der Berliner Schaubühne Ostermeier gegen Waltz

im Abgeordnetenhaus

Er müsse jetzt mal mit dem „Mythos Sasha Waltz“ aufräumen, sagt Thomas Ostermeier. Der Eindruck, vor allem die Tanzkompagnie würde den Ruhm der Berliner Schaubühne mehren, sei nämlich falsch. Der Regisseur sitzt im „Unterausschuss Theater“ des Berliner Abgeordnetenhauses und breitet vor den Parlamentariern in aller Ausführlichkeit den Streit mit Sasha Waltz aus: Die Choreografin hat ihren Kooperationsvertrag mit der Schaubühne zum März 2006 gekündigt. Einen Vertrag, der ihrer Meinung nach 1,8 Millionen Euro wert ist. Ostermeier aber findet, sie solle nur jene 383500 Euro bekommen, die sie 1999 als Projektförderung zur Schaubühne mitgebracht hat. In der letzten Saison wurden 310 Schauspiel- und 58 Tanzvorstellungen geboten, zu Ostermeier-Inszenierungen kamen 45000 Zuschauer, zu den Abenden von Waltz 16000 Besucher. 92 Mal sei er mit seinen Schauspielern außerhalb Berlins aufgetreten, Sasha Waltz mit ihrer Truppe nur 43 Mal. Und im Übrigen: Wenn der Kultursenator bei seinem Vorschlag bleibe, ab 2007 aus dem Schaubühnen-Etat eine halbe Million Euro für die nun autonom agierende Sasha Waltz herauszuschneiden, so sei dies ein deutliches Signal gegen seine Person: „Ich habe genug Angebote, an anderen Häusern zu arbeiten, und zwar nicht nur als Regisseur.“

So offen, so hart wie am Montag wurde der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen den beiden ehemaligen Partnern Waltz und Ostermeier noch nie ausgetragen. Die Parlamentarier waren ratlos: „Wir sind doch hier nicht bei Pro Familia“, brach es aus dem CDU-Abgeordneten Matthias Wambach heraus. Also verwies der Ausschuss den Konflikt zurück in die Verwaltung, mit der Aufforderung, bis zur nächsten Sitzung am Donnerstag einen Vorschlag zu erarbeiten, wie der bisherige Schaubühnen-Zuschuss auf beide Kontrahenten aufgeteilt werden kann. Mehr Geld gäbe es jedenfalls nicht.

Damit sieht es für die Zukunft von Sasha Waltz in Berlin düster aus. Gerne wolle sie weiter an der Schaubühne präsent sein, erklärte sie – allerdings nur, wenn das Land 2006 zusätzlich zu den 875000 Euro, die sie vom Hauptstadtkulturfonds erhält, ihre Kompanie durch eine „Grundsicherung“ von 1,3 Millionen Euro unterstütze. Bislang für diesen Haushaltsposten im Entwurf eingeplante Summe: null Euro.

Vielleicht verfallen die Abgeordneten ja wieder auf den alten Lotto- Trick. Jetzt, wo die Berliner Philharmoniker nicht mehr anteilig aus dem Glücksspieltopf finanziert werden sollen, wäre dort Geld für Sasha Waltz frei. Auch die Vertreter des Spitzenorchesters durften sich von den Haushältern mal wieder so richtig schön demütigen lassen: Nachdem Verwaltungsdirektor Frank Kersten geduldig erklärt hatte, warum, wie und wo er für die nächsten fünf Jahre Risikovorsorge in seinem Etat getroffen habe, meldete sich Bert Flemming: Wenn langfristige Zuwendungszusicherungen dem Orchester zu riskant seien, so der SPD- Mann, könnten die Philharmoniker in Zukunft gerne auch wieder kurzfristige Verträge bekommen.

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