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Kultur: Rot-Grün ohne Mehrheit: Schwarze Zahlen

Der Wahlkampf hat noch nicht begonnen, jedenfalls nicht offiziell, die Kampagne steht auch noch nicht - aber die Kampa, die Zentrale der SPD für die Zeit bis zum 22. September, gibt es schon.

Der Wahlkampf hat noch nicht begonnen, jedenfalls nicht offiziell, die Kampagne steht auch noch nicht - aber die Kampa, die Zentrale der SPD für die Zeit bis zum 22. September, gibt es schon. Mitten in der Hauptstadt, am Puls der Gesellschaft, damit der großen Regierungspartei auch nicht entgeht, was die Menschen in Berlin bewegt.

Wie wichtig der Zusammenhalt der SPD ist, hat Gerhard Schröder in den letzten Monaten gespürt. Im Kampf gegen den Terror suchte er, vom dem es immer hieß, er sei eher der Einzelkämpfer, den Rückhalt der Genossen, der "Parteifreunde", wie der Vorsitzende jetzt immer öfter sagt. Zum Dank für Solidarität will Schröder nun selbst alles tun, was es den Parteimitgliedern im Wahlkampf leichter macht, zu erklären, "wie wichtig es ist, dass wir die politische Führung in diesem Lande haben". Die Kampa wird ihm auch technisch, durch modernste Kommunikationsmittel, bei der Herstellung der Verbindung helfen.

Das "wir" wird vom Vorsitzenden betont, verbal und in jedem Fall im Redemanuskript. Denn Schröder, der sowohl Chancen als auch Stimmungen sehr schnell wahrnimmt, ist die Verunsicherung nicht entgangen. Ganz allmählich greift es nämlich um sich, dieses Gefühl, doch wieder besiegbar zu sein, die Angst, nach nur vier Jahren an der Macht wieder auf den Oppositionsbänken zu sitzen - trotz der Spendenaffäre der CDU, die sie fast das Überleben und die Hoffnungen der ganzen Führungsgeneration nach Helmut Kohl gekostet hat.

Schröder weiß es: Es geht um gutes Management - und mehr, um politische Führung. Er hat es auch schon selbst gesagt, auf dem letzten Parteitag in Nürnberg. "Management bedeutet, die Dinge, die man tun muss, möglichst richtig zu machen." Daran gemessen will der Vorsitzende als Kanzler jetzt für Jobs aktiv werden, aktiver als geplant. Er denkt inzwischen, dass er doch etwas tun muss, dass er das Feld nicht "den anderen" überlassen darf; trotz der Erwartung, dass ihm die saisonale Entwicklung entgegenkommen wird. Deshalb sucht er gerade nach dem, was in dieser Lage richtig ist - weil sonst ja für seine Partei vielleicht alles verloren geht.

Das ist Schröders Leitspruch: "Führung meint, dass man das Richtige tut. Und die Richtung bestimmt." Als Kanzler, der das Richtige sucht und tut, will er sich im Wahlkampf präsentieren. Als der, der Deutschland bewegt. Und bewegt hat. Die Leistungsbilanz wird schon Mal um Mal zitiert, auf dass sie im Gedächtnis der Wähler ihre Langzeitwirkung entfaltet. "Wir haben Deutschland aus dem Reformstau herausgeführt" - das ist die Devise für den einen Teil der Kampagne, den Rückgriff auf die Jahre bis 1998. Womit die Sozialdemokraten damals angreifen konnten, wollen sie sich heute verteidigen: mit ihrer Reformbereitschaft.

"Ob bei der Steuerreform, bei der Haushaltskonsolidierung, bei der Betriebsverfassung oder beim Atomausstieg: Immer ging es den einen zu schnell und den anderen nicht schnell genug. Aber wir haben gehandelt. Mit Entschiedenheit und Augenmaß." Das ist der Ton, den der Chef vorgibt. Und so wird die Kampa die Kampagne anlegen, geführt von SPD-Generalsekretär Franz Müntefering und Michael Donnermeyer, vor allem von ihm, der schon mit ähnlichem Ansatz den Wahlkampf von Klaus Wowereit geleitet hat.

Die Kampa gibt es schon seit Dezember. Sie ist damit die erste Wahlkampfzentrale aller Parteien. Sie hat auch das meiste Geld zur Verfügung, die Union leidet auch da noch unter der Spendenaffäre. Wie es seiner Art entspricht, will Schröder haben, dass sie das entsprechende Selbstbewusstsein demonstriert. Wenn die SPD unsicher sei, leide das Land, hat er gesagt. Und: "Wir werden beweisen, dass wir vor allen anderen die Kraft haben, die ökonomischen und politischen Probleme unseres Volkes zu lösen." Dieser Gestaltungsanspruch, von Schröder so klar formuliert, bestimmt den zweiten Teil der Kampagne.

Wer ihn bestreitet oder den Kanzler und seine Partei einengt, sei es auch der Koalitionspartner, soll die Stärke der SPD spüren. Ob Arbeitslosigkeit oder Konjunktur, "nur wir haben die Kraft, die Zukunft unseres Landes in einer veränderten Welt zu gestalten", hat der SPD-Vorsitzende gesagt. Der SPD-Fraktionschef, Peter Struck, sagt es gerade noch einmal den Grünen. Was brutal klingt, ist im Zweifel auch so gemeint.

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