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Kultur: Rot oder tot!

Illusionslos: Leon Ichasos Kuba-Melodram "Bitter Sugar"VON MICHAEL ZÖLLNERAmor vincit omnia, heißt es so schön, doch stimmt das leider nur in den seltensten Fällen.Besonders gering ist die Erfolgsquote der Liebe bei politischen Hindernissen, und so ahnt man in "Bitter Sugar" von Leon Ichaso schon zu Beginn, daß der Beziehung zwischen dem Studenten Gustavo (René Lavan) und der Tänzerin Yolanda (Mayta Vilán) kein langes Leben vergönnt sein wird.

Illusionslos: Leon Ichasos Kuba-Melodram "Bitter Sugar"VON MICHAEL ZÖLLNERAmor vincit omnia, heißt es so schön, doch stimmt das leider nur in den seltensten Fällen.Besonders gering ist die Erfolgsquote der Liebe bei politischen Hindernissen, und so ahnt man in "Bitter Sugar" von Leon Ichaso schon zu Beginn, daß der Beziehung zwischen dem Studenten Gustavo (René Lavan) und der Tänzerin Yolanda (Mayta Vilán) kein langes Leben vergönnt sein wird.Der aus Kuba in die USA emigrierte Leon Ichaso versucht zu zeigen, wie die sozialistische Diktatur private Beziehungen zerstört.Ausschließlich in schwarzweiß gefilmt und mit kubanischer Salsa-Musik unterlegt, erzählt der Film von der Auseinandersetzung mit Fidel Castros Regime und der Unmöglichkeit, sich mit den Verhätnissen einfach nur zu arrangieren.So entpuppt sich das überall in Havanna plakatierte Konterfei Castros mit der Parole "Socialismo o muerte" für alle Figuren als Menetekel.Gustavo - jung, patriotisch, sozialistisch - vertritt das kubanische Bild des "Neuen Menschen".Bei einem Konzert seines Bruders Bobby (Larry Villanueva) - einem langhaarigen Heavy-Metal-Rocker, der sich nicht nur mit seiner Frisur den sozialistischen Regeln widersetzt - lernt Gustavo die Tänzerin Yolanda kennen.Die Tochter eines Dissidenten sieht für sich keinen Platz in Kuba und hofft daher, bald fliehen zu können.Es kommt wie es kommen muß.Trotz politischer Differenzen verlieben sich die beiden ineinander.Zwar versuchen sie die Politik aus ihrer Beziehung auszuklammern, im sozialistischen Kuba kann das aber nur eine Illusion sein.Während Yolanda zunehmend unter dem Leben in Havanna leidet, ändert sich an Gustavos politischer Naivität zunächst nichts.Yolanda beginnt, obwohl sie Gustavo liebt, eine Affäre mit einem ausländischen Investor.Durch ihn hofft sie, dem tristen kubanischen Alltag zu entkommen, der die Kubaner zum Schlangestehen zwingt, während andererseits bestimmte Cafés nur für Ausländer zugänglich sind.Gustavo stürzt in private Nöte - und beginnt auf einmal, über die politische Situation Kubas nachzudenken.Als Bobby sich gemeinsam mit Freunden bewußt mit HIV-positivem Blut infiziert, um politische Reaktionen des Auslands auszulösen, distanziert sich Gustavo endgültig von seinen sozialistischen Idealen.Doch verzichtet er weiterhin darauf, gemeinsam mit Yolanda nach Florida zu fliehen.Allein bleibt er in Havanna zurück.Bei seinem Versuch, Castro bei einer öffentlichen Kundgebung zu erschießen, findet Gustavo den Tod.Daß Leon Ichaso den Despotismus der kubanischen Regierung offenlegen will, ist ebenso ehrenhaft wie verständlich.Der Regisseur bemüht sich dabei um eine fast dokumentarische Realitätsnähe - gelegentlich allerdings scheint diese Haltung durch übergroße Heimatliebe getrübt.Dabei verläßt sich Ichaso, der erst kürzlich mit Wesley Snipes "Sugar Hill" drehte, zu sehr auf die dramatische Tragfähigkeit seiner Geschichte.Seine filmischen Mittel reduziert er zudem auf ein Minimum; bei dem Plot ist die Notwendigkeit solcher Selbstbeschränkung freilich nicht erkennbar.Das Ergebnis: Langeweile. In Berlin im Kant 4

MICHAEL ZÖLLNER

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