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Kultur: Rowohlt nimmt Abschied vom „Kursbuch“

Ein knappes Jahr hat das viermal jährlich bei Rowohlt Berlin erscheinende „Kursbuch“ noch Schonfrist. Dann, ab Ende Juni 2005, muss sich die 1965 von Hans Magnus Enzensberger gegründete Zeitschrift in Buchform einen neuen Verlag suchen.

Ein knappes Jahr hat das viermal jährlich bei Rowohlt Berlin erscheinende „Kursbuch“ noch Schonfrist. Dann, ab Ende Juni 2005, muss sich die 1965 von Hans Magnus Enzensberger gegründete Zeitschrift in Buchform einen neuen Verlag suchen. Verleger Alexander Fest sieht keine Grundlage mehr, den Bestand des von Ina Hartwig und Tilman Spengler herausgegeben Blattes unter dem Dach von Rowohlt ökonomisch zu sichern. Der sich bisher im FünfJahres-Turnus automatisch verlängernde Nutzungsvertrag wurde gekündigt. Über das jährliche Defizit des mit nur einer Redakteurin ausgestatteten „Kursbuch“ schweigt sich Fest aus. Der Schnitt trifft nicht nur ein Heft, das ein führendes Organ der undogmatischen Linken war und nach wie vor ein erfrischend vielstimmiges Verhältnis zu den politischen und gesellschaftlichen Themen der Zeit pflegt. Er trifft auch das im Verhältnis erfolgreichste. Zwar sind alle vergleichbaren Zeitschriften Zuschussobjekte: Sie leben wie der „Merkur“ von einer Stiftung und der Großzügigkeit des Hauses Klett-Cotta, oder sie werden wie die bei Aufbau erscheinende Zweimonatsschrift„Sinn und Form“ über die Akademie der Künste finanziert.

Doch auf dem schwierigen Terrain der intellektuellen Periodika jenseits der Universitäten behauptet sich das „Kursbuch“ mit heftigen Ausschlägen im Einzelverkauf tapfer – trotz mangelnder Präsenz im Netz und fehlender Werbung. Das 2003 erschienene Hefte über „Das Alter“ verkaufte sich 10000 mal, das über „Die 30-Jährigen“ 9000 mal. In den Hoch-Zeiten des „Kursbuchs“ waren es bis zu 50000 Exemplare. Das Thema des nächsten Heftes heißt übrigens „Die große Entsolidarisierung“. Wenn das nicht als Zeichen gelesen werden kann. dotz

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