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Kultur: Rückblick: Comedy: Schlüpferstürmer

Der Mann muss nicht mehr für gute Stimmung sorgen. Die ist bereits da, als Fil die Bühne betritt.

Der Mann muss nicht mehr für gute Stimmung sorgen. Die ist bereits da, als Fil die Bühne betritt. Eine treue Fangemeinde hat sich in der Kalkscheune (14.-17.1., 20.30 Uhr) versammelt, um sein neues Programm, den "Penisvagina-Dialog" zu bewundern. Obwohl - von einem Dialog kann eigentlich nicht die Rede sein: "Außer einer gewissen sexuellen Anziehungskraft kann ich gar nix belegen", resümiert der Comiczeichner und Bühnenkomiker. Ob frühe Enttäuschungen der Grund für diese Abgeklärtheit sind? Das ist zu vermuten, wenn man den Tagebucheintragungen des pubertierenden Fil Glauben schenkt. Auf Klassenfahrt schlich er sich ins Mädchenzimmer, denn dort lagen die Schülerinnen "nur in Schlüpper und BH". Was sie nicht hinderte, den Eindringling zu beschimpfen: "Du Scheißer, du Kacke, du Arschgesicht!" Heute ist Fil ein überzeugter Frauenversteher: "Machismus" und "Männer, die nicht aus ihrem emotionalen Kühlschrank rauskommen" lehnt er ab. Auch sonst bezieht er klar Position: "Ali und ich verstehen uns super. Er ist Ausländer, ich bin links - noch Fragen?" Diese Pointen liebt das Publikum, mit ihnen kann es sich identifizieren - das ist der Fil, den es seit Jahren kennt. Fil, der erklärt, dass H&M für "Hitler und Mussolini" steht. Fil, der Für-immer-Punk, der das Technozeitalter total verpasst hat. Er singt von "frierenden, hungrigen, hustenden Sandwichkindern" und brüllt bei E-Gitarrenbegleitung "Verlass mich!" ins Mikro. Nur die Anekdötchen aus dem Märkischen Viertel werden durch ein paar Nummern über "die alte heterosexuelle Mann-Frau-Geschichte" ersetzt. Sonst hätten Fils Worte "Ich bin ein Western von gestern, kannst du mir ein bisschen Morgen besorgen?" wohl tatsächlich wie eine verzweifelte Bitte geklungen.

Denise Dismer

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