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Kultur: Rückblick: Gast als Täter: Green Day (Punkrock) und weitere Bühnenberichte

Sirenen schallen durch die Columbiahalle, rote Leuchten drehen sich auf der Bühne. Das Bild signalisiert Gefahr.

Sirenen schallen durch die Columbiahalle, rote Leuchten drehen sich auf der Bühne. Das Bild signalisiert Gefahr. Noch schwankt der Eindruck, ob hier Straßensperrung oder Kesseltreiben heraufbeschworen wird. Drei junge Männer betreten die Bühne, nein, nicht Männer - das sind Jungs. Zu alt für Stundentenrabatte: Green Day oder die vom Erfolg überrannte Punk-Band aus den Neunzigern. Gleißendes Licht erstrahlt, ein Chor von tausend rotierenden Schiffsschrauben entpuppt sich als Musik. Glasklar dröhnt der Sound in der Halle. Nicht selbstverständlich: Jedes Wort von Sänger Joe Armstrong ist zu verstehen. Was folgt, ist pure Unterhaltung: Drei-Minuten-Titel, unterbrochen von Plastikbecher-Wurfgeschossen oder Armstrongs Mitgröl-Aufforderungen, stets beendet vom Wegschmeissen der Drumsticks durch den Drummer. Ist das die Gefahr, vor der uns das Lichtorgel-Intro warnte? Dem zahlreich mitschwitzenden Publikum bleibt keine Zeit für Besinnung oder gar Besinnliches. Das kalifornische Trio zelebriert eine hypnotisch dröhnende Nachtmusik - mit dem Charme von drei Lastern, die über einen hinwegrollen, während links eine Baugrube ausgehoben und rechts ein Wald gefällt wird. Sänger Joe wirbelt wie ein Robbie Williams des Punk über die Bretter: Er grimassiert, entlädt Wasserpistolen und dirigiert die Masse mit ausgestreckter Hand. Im Saal boxen Hände in die Luft, die Körper wahren größtmöglichen physischen Tanz-Kontakt. Die Band stellt sich ein Ersatztrio aus dem Publikum zusammen und lässt spielen. "Popstars" für Neo-Punker. Von der besungenen "Minority" - also Minderheit - ist das Konzert Lichtjahre entfernt. Green Day sind Ereignis, gefahrlos und effektvoll wie eine Rundumleuchte.

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