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Kultur: Rückblick: Jazz: Mein erstes T-Shirt

Es komme nichts Neues mehr, hat Trompeter Till Brönner einmal gesagt. Also ruft er ein paar Musiker an, holt sie auf die Bühne des A-Trane und jammt - kurz vor Veröffentlichung seiner neuen Platte "Blue-Eyed Soul" - ein paar Stunden lang über alte Standards.

Es komme nichts Neues mehr, hat Trompeter Till Brönner einmal gesagt. Also ruft er ein paar Musiker an, holt sie auf die Bühne des A-Trane und jammt - kurz vor Veröffentlichung seiner neuen Platte "Blue-Eyed Soul" - ein paar Stunden lang über alte Standards. Keine verfremdeten Arrangements, keine ungehörten Interpretationen. Das Quartett reiht einfach Soli aneinander, und bevor es zurück zum Thema geht, unterhält sich Brönner noch ein, zwei Chorusse lang mit Drummer Peter Nilsson. Reaktionär, gewiss. Und doch ist es eine gute Idee, dass der 31-Jährige hier nun regelmäßig spielen will (nächste Termine: 15. 2. und 26. 4.). Denn wenn der Trompeten-Star in großen Hallen auftritt, wenn er die Rolle des Entertainers gibt, bleibt längst kein Platz mehr für ausgiebiges Improvisieren. Im A-Trane dagegen tauscht er den Smoking gegen ein T-Shirt. Die Botschaft: "Kommt alle in meinen Proberaum." Kann man natürlich nicht ausschlagen - so voll war es lange nicht im winzigen Charlottenburger Club. Brönner kurvt durch die Harmoniewechsel von "Love for Sale", und wenn er auf die Zielgerade biegt, schlägt er noch einen Haken. Kurz gluckst seine Trompete. Das ist mehr als gut geübter Hardbop in der Tradition Lee Morgans und Clifford Browns: Es ist der Sound der Euphorie. Dass Bassist Andreas Henze nicht reagiert, wenn Brönner einen doppelten Takt andeutet; dass sich Gitarrist Johan Leijonhuvvud in rhythmische Pattern verbeißt: alles verzeihlich bei einem solch furiosen Leader. Nein, neu ist nichts an dieser Musik. Mitreißend sind Brönners Ideen allemal.

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