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Kultur: Rückblick: Niedergemäht

Es könnte so einfach sein: Clomiri liebt Imeneo und der (eigentlich) auch sie. Doch er hat Rosmene befreit und will sie als Preis dafür.

Es könnte so einfach sein: Clomiri liebt Imeneo und der (eigentlich) auch sie. Doch er hat Rosmene befreit und will sie als Preis dafür. Die wiederum hat Tirinto ewige Treue versprochen - und die zu brechen ist doch wohl eine Sünde, oder? Ein wenig Sommernachtstraum, ein wenig Cosí fan tutte steckt in Händels letzter Oper "Imeneo", von der Warschauer Kammeroper zur "Polnischen Woche" im Theater Karlshorst gezeigt. Nur wird hier keine Komödie daraus - der Held lässt sich nicht erweichen und macht alle unglücklich, inklusive sich selbst. Regisseur Ryszard Peryt nimmt das ganz ernst. Kein Gehampel also auf Andrzej Sadowskis sparsam-funktionaler Bühne, kein krampfig aktualisierendes soap opera-Gehabe, mit dem man hierzulande so gerne die Barockoper aufmotzt. Hier werden zarte, verletzliche Seelen gezeigt, welche nicht die Macht des Schicksals, sondern des Stärkeren einfach niedermäht. Und wie ginge das besser als mit gefühlvollem, zur Teilnahme verführendem Gesang! Jacek Laszczkowskis Tirinto ist schon als zerbrechlicher Sopran dem virilen Bariton seines Widersachers (Wojciech Gierlach) hoffnungslos unterlegen und kann doch im höchsten Schmerz die einschneidensten Spitzentöne hervorschleudern. Marta Boberska als treu liebende Clomiri besticht mit liebreizendem Sopran und betörenden Koloraturen. Olga Pasichnyk gibt ihrer Rosmene neben anrührenden Tönen den Reiz des Widersprüchlichen, prunkt virtuos in einer Wahnsinnsarie à la "Lucia di Lammermoor." Das alles auf dem charmanten Klanghintergrund des von Wladyslaw Klosiewicz geleiteten Kammerorchesters. Schön!

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