zum Hauptinhalt

Kultur: Rückblick: Rock: Blasse Backen

Wahre Freunde erkennt man daran, dass sie einen auch in schweren Zeiten nicht im Stich lassen. So wie Mark E.

Wahre Freunde erkennt man daran, dass sie einen auch in schweren Zeiten nicht im Stich lassen. So wie Mark E. Smith, den Nietzsche-Fan und autistischen Dickschädel, den manche für einen notorischen Nörgler halten, der seine schlechte Laune in Musik umsetzt, während wahre Kenner wie der Radio-DJ John Peel wissen, das der Mann aus Manchester im Zustand erleuchteter Gnade werkelt. Bereits seit 25 Jahren veröffentlicht er mit seiner Band The Fall in regelmäßiger Folge Platten, von denen man mindestens fünf haben muss. Was umso erstaunlicher ist, wenn man bedenkt, das der Querschädel die Plattenfirmen wie seine Hemden wechselt und schon einmal Bandmitglieder verprügelt. Der Alt-Fan indes fühlt sich verstanden und ist in großer Zahl ins ausverkaufte Maria gepilgert. Mit linkischen Bewegungen stakst Smith über die Bühne, dreht den Lautstärkeregler vom Verstärker des Gitarristen bis zum Anschlag nach rechts und nölt sich rhythmisch durch den "Bourgeois Blues" von Robert Johnson sowie anderes Material der letzten beiden Alben. Fachmännisch zusammengeschnürt von einem Heavy-Riff-Gitarristen, einem Basser mit Zopf und einem kantigen Drummer. Bis zum Dauerbrenner "(I am ) Damo Suzuki" als obligatorische Zugabe eines Konzerts, bei dem zum Tragen kommt, was diese Band stets ausgezeichnet hat: diese delikate Stumpfheit, die weniger mit dem Vorzeigen von Errungenschaften zu tun hat, als mit konstruktivem Weitermachen. In dieser Form können wir ihn ewig brauchen: Mark E. Smith, den übellaunigen Grantler und begnadeten Entertainer. Ergreifend und leicht daneben, gefährlich verrückt - und dein bester Kumpel.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false