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Kultur: Rückblick: Theater

Am Ende weiß ein Mensch, dass er nichts weiß und dass er nichts wissen soll. Die Zweifel werden begraben und mit ihnen das alte Ich.

Am Ende weiß ein Mensch, dass er nichts weiß und dass er nichts wissen soll. Die Zweifel werden begraben und mit ihnen das alte Ich. Wiedergeboren als neuer Mensch beginnt er noch einmal. Doch da ist das Stück zu Ende. In August Strindbergs Stück Nach Damaskus rennt ein Mensch an gegen Mächte, die ihn in die Knie zwingen wollen und die das Leben selber sind. Die "Werkbühne Berlin", ein Tournee-Ensemble, das nach der Tschechows Schauspielmethode arbeitet, zeigt Strindbergs schwer verdauliche Trilogie in der Probebühne der Schaubühne, nachdem es mit der Inszenierung in Basel und Stuttgart gastiert hat. Ein frühes "Traumspiel" ist es, das der Zweifler Strindberg geschrieben hat. Fast um die Hälfte gekürzt, ist es immer noch ein Abend von knapp fünf Stunden, den die Schauspielertruppe um den Regisseur Jobst Langhans dem Publikum zumutet. Doch die Zumutung lohnt. Den eindrucksvoll agierenden Schauspielern reichen zwei Stellwände, ein Podest und ein paar Bänke und Stühle, um eine Welt zwischen Gebirge, Kloster und Rosenkammer zu imaginieren (Bühne: Monika Hannsz). Untermalt von spärlichen Musiksequenzen (Michael Rodach), wirkt die Atmosphäre geheimnisvoll aufgeladen. Jürgen Larys als Unbekannter kämpft und kämpft - gegen seine Frau (Verena Andresen), die mit ihm durch die Ehehölle geht, gegen die Mutter (Annette Kurz), die ein Stück ihrer engen religiösen Welt verlässt, um sich ihm zu nähern, gegen den Arzt, genannt der Werwolf (Hansgeorg Gantert), der ihn durch Verzeihung brüskieren will und gegen den Bettler-Philosophen (Andreas Loos), der den Unbekannten bis zum Ende begleitet. Das Ende ist eine Erlösung - ganz im religiösen Sinn. Ein Mensch ist gebrochen, niedergezwungen. Keine Fragen mehr. Seine Rettung?

Jutta Behnen

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