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Kultur: Rückblick: Weltmusik: Für die Beine

Frühkindliche Erlebnisse prägen bekanntlich das ganze Leben. Ricardo Lemvo hatte während seiner Kindheit in der Kongo-Metropole Kinshasa das Glück, über einer nachtaktiven Bar zu wohnen, aus der stets die aktuellsten Pop-Sounds dröhnten.

Frühkindliche Erlebnisse prägen bekanntlich das ganze Leben. Ricardo Lemvo hatte während seiner Kindheit in der Kongo-Metropole Kinshasa das Glück, über einer nachtaktiven Bar zu wohnen, aus der stets die aktuellsten Pop-Sounds dröhnten. "Ich war überwältigt, als ich begriff, dass dies die Musik meiner Vorfahren war, die als Sklaven nach Amerika mussten!", erinnert er sich. Als Sänger einer James-Brown-Cover-Band leistete Lemvo bald selber einen Beitrag zur Einspeisung der einstigen Sklaven-Sounds in den westlichen Pop-Mainstream. Als er 1972 nach Los Angeles übersiedelte, entdeckte er endgültig, dass ihm die aktuellen Soukous-Fortschreibungen afrokaribischer Rumba-, Salsa- und Merengue-Rhythmen mehr bedeuteten als alle Jurisprudenz. Mit seiner 1990 gegründeten Band Makina Loca trat er mit Weltmusik-Legenden wie Willie Colon und Celia Cruz auf. Bei ihrem Heimatklänge-Gastspiel im Tempodrom treffen Lemvo und Makina Loca von Beginn an den Nerv eines Publikums, das tanzen und zugleich zuhören will (bis Sa um 21 Uhr 30, am So um 16 Uhr). Die Songs sind melodisch einfach gestrickt, oft bis an die Grenze zur Monotonie. Dafür springen die Musiker in ihrem hitzigen Synkopen-Taumel bei tropischen Temperaturen und strömendem Schweiß zwischen Rumba und Samba, Salsa- und und Son-Spielarten beständig hin und her, als ob es nichts Leichteres gäbe. Zu den druckvollen Bläserriffs wirken die Rapper-Eskapaden von Percussionist Cuco Martinez so stimmig, als ob sie schon immer zum Genre gehörten.

Jochen Metzner

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