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Tierisch guter Sex. Ob in dieser Szene aus „The Taste of Betel Nut“ ein Baby gezeugt wird? Babys gab es jedenfalls reichlich auf dem Festival.

© Berlinale

Rückschau auf die Berlinale: Die Zigarette danach

Tierisch geht’s zu, Babys werden geboren und gequalmt wird, was das Zeug hält: das ultimative Festival-Alphabet zur Berlinale.

A wie Affe

Das erste Tier in diesem Jahr, der Affe im Eröffnungsfilm „Django“. Als er sterben muss, begreift Django Reinhardt, er kann sich nicht raushalten in Zeiten der NS-Barbarei. Das Tier politisiert ihn.

B wie Babys
Neuer Trend: Geburten vor der Kamera. Gleich mehrere in „Sage femme“ mit Catherine Frot als Hebamme. Und rekordverdächtig viele in „Motherland“, in der Klinik mit der wohl höchsten Säuglingsrate der Welt. In Manila, Philippinen.

C wie Catherine
Doppelt vertreten ebenfalls in „Sage femme“: Catherine Deneuve und Catherine Frot, ein französisches Gipfeltreffen. Charmant!

D wie Droge
Kokain, Heroin, Opium – die Nachwuchssektion Perspektive gleicht diesmal einem Rücksturz in die Siebziger. Filmtitel? Vergessen. Zu viele Drogen.

E wie enthauptet
Innerer Monolog, mal anders. Ein Enthaupteter und Gevierteilter erzählt, wie es dazu kam, dass er gevierteilt wurde. In „Joaquim“ aus Brasilien.

F wie Flasche

Flaschen sind abgeschafft im Pressezentrum. Plastikbecher für den Coffee to go erst recht. Dafür gab’s Gratis-Thermobecher. Jetzt tragen Filmkritiker aus aller Welt die Botschaft von der umweltbewussten Berlinale in alle Welt zurück.

G wie Gregors

Jahrelang haben der frühere Forums-Chef Ulrich und seine Frau, die heimliche Chefin Erika Gregors, Aki Kaurismäki im Delphi-Kino große Premieren beschert. Kaurismäki im Forum war Kult, in den Achtzigern und Neunzigern. Jetzt lief der Finne mit „The Other Side of Hope“ erstmals im Wettbewerb, und die Gregors saßen im Berlinale-Palast in der ersten Reihe.

H wie Hirsch

So viel Rotwild gab’s nie: Traumhaft in „On Body and Soul“, böse gejagt in „Potok“ aus Polen, als Plastikgeweih im Outdoorshop in „Helle Nächte“, als Trophäe an der Wand in „1945“. Waidmannsheil!
Igitt
2017 geht als besonders blutiges Jahr in die Festivalgeschichte ein. Götter des Gemetzels, wohin man auch sieht, und der Schlachthof wird zum Filmschauplatz Nummer eins (siehe K).

J wie Jack Russell Terrier
Der Hund in Kaurismäkis Flüchtlings-Melotragödie „The Other Side of Hope“ versteckt sich mit dem Syrer Khaled auf dem Klo. Hinterher sagt Khaled: Kluger Hund! Habe Arabisch mit ihm geredet, ist er gleich zum Islam übergetreten, Buddhismus fand er langweilig.

K wie Kuh

Wer der Kuh ins Auge sah in „On Body and Soul“, wie sie in ihrem Metallkäfig dem Tod entgegenwartet, der hat sein letztes Gulasch gegessen (siehe I, V).

L wie Lotusblüten
Die kostbarste Zutat im Kulinarischen Kino. Aus Lotusblüten braute Tim Raue den Tee zu den Weltpremieren der „Chef’s Table“-Filme.
M wie Marx

Marx is back! In Gestalt von August Diehl im Special-Beitrag „Der junge Marx“, und bei „Beuys“, wenn der Künstler über die globalen Geldströme des Kapitals räsoniert. Warmlaufen fürs Marx-Jubiläumsjahr 2018!

N wie nachts ...
... im Museum, mit dem sanft ranzigen Duft von Rindertalg in der Nase. Bei der „Beuys“-Party im Hamburger Bahnhof kurz vor Mitternacht zwischen den riesigen Fettblöcken von „Unschlitt/Tellow“ herumstreunen, ein Highlight.

O wie Okapi

Halb Zebra, halb Gnu, so würde ein Banause den Paarhufer beschreiben: das schönste Traumgeschöpf in „Félicité“ aus dem Kongo (siehe auch T).

P wie Putzfrau

Ein Courage-Bär für die griechischen Putzfrauen im 285-Minuten-Film „Combat au bout de la nuit“. Sie belagern das Athener Finanzamt, um sich ihre Jobs zurückzuerkämpfen. Seltene Erfolgsgeschichte in einem Land, das sich von Rest-Europa im Stich gelassen sieht.

Q wie Quote

2017 ist eine echte Frauen-Berlinale: Sie hatten die besten Wettbewerbsfilme und den meisten Mut. Die Zeit im abgehängten Portugal stillstellen (in „Colo“), den Kontinent zum Schlachthof oder zur Boulevardkomödie („On Body and Soul“, „The Party“) erklären – Respekt! Und noch ein Courage-Bär für Agnieszka Holland: In „Pokot“ den Pfarrer von der Kanzel herunterschimpfen und auch noch die Kirche abfackeln, das muss man sich erst mal trauen im katholischen Polen.

R wie Ronald
... Zehrfeld. Vor der Premiere der Serie „SS-GB“ lässt sich der Schauspieler beklatschen. In den zwei Folgen ist aber nur Lars Eidinger zu sehen. Was ging schief?

S wie Sex
Schönste Sexszene: Wie die 60-jährige, mental etwas gehandicapte Pia in „Loving Pia“ dem Mann ihrer Träume auf dem Rücken herumspaziert, während der nackt auf dem Boden liegt. Kann man die Massage irgendwo buchen?

T wie Traum
Wer sich liebt, trifft sich im Traum, schöner Gedanke. Vorzugsweise im Wald, mal als Mensch, mal als Tier. Gab’s gleich zweimal im Wettbewerb, mit Hirsch in „On Body and Soul“ (siehe H), mit Okapi in „Félicité“ (siehe O).

UFO
Die niedlichsten Aliens der Filmgeschichte wurden im Retro-Film „Uchújin Tókyó Ni Arawaru“ gesichtet: Sie schlagen als hübsche Seesterne in Tokio auf.

V wie Vegetarier
So viele Filmtiere, die Mitleid verdienen. Dieter Kosslick arbeitet unermüdlich an der Vegetarisierung des Publikums.

W wie Wald
Du siehst die Bäume vor lauter Wald nicht mehr, ob Tanne, Dschungel oder Birke. Als Jagdrevier in „Pokot“, als Seelenlandschaft in „Helle Nächte“ und „Félicité“, als Bildungsanstalt in „Häschenschule“. Und mit Josef Hader, nackt im Schnee, in „Wilde Maus“.
X wie Xerxes

Aus der Händel-Oper stammt die zaubertraurige Arie „Ombra mai fù“, die Daniela Vega am Ende von „Una mujer fantástica“ singt.

Y wie Yoga
Können jetzt alle gut gebrauchen.

Z wie Zigarette
Nicht nur in den Historienfilmen, auch hier und heute ist Nikotin nicht verpönt: Bei „Ghost of the Mountains“ wird Kette geraucht und an bis zu drei Zigaretten gleichzeitig gezogen. In Kaurismäkis Restaurant „Zum Goldenen Krug“ verstecken sie schnell die Aschenbecher, als das Ordnungsamt kommt. Und bei der Pressekonferenz im Hyatt pafft Kaurismäki Elektrofluppe. chp/gba

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