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Kultur: Rückwärts immer

... und bitte schlimmer: Greg Marcks’ Horrorkomödie „11:14“ erfüllt Murphys Gesetz

In klassischen Gruselfilmen beginnt das Unheil um Punkt Mitternacht. Greg Marcks hat in seiner Horrorkomödie „11:14“ die Geisterstunde um eine Dreiviertelstunde vorverlegt:Jedes Mal, wenn in einer Episode seines halb makabren, halb albernen Films die Uhr auf 11 Uhr 14 springt, geschieht etwas Schreckliches.

Jack (Henry Thomas), einem angetrunkenen Verlierertypen, knallt eine Leiche von der Autobahnbrücke auf die Windschutzscheibe seines Autos. Die Teenager Eddie (Ben Foster), Mark (Colin Hanks) und Tim (Stark Sands) überfahren beim Joyride durchs Städtchen versehentlich ein Mädchen und werden beschossen. Der White-Trash-Casanova Duffy (Shawn Hatosy) fingiert einen Überfall auf die Tankstelle, in der seine Freundin Buzzy (Hilary Swank) arbeitet, und schießt sich dabei selber in den Arm.

Es ist schon eine Menge Blödheit, die in diesem kalifornischen Örtchen namens Middleton auf engstem Raum versammelt ist. Zielsicher folgt die Dramaturgie des Films Murphys Gesetz, wonach auch aus einem kleinen Fehler der größtmögliche Schaden entstehen kann. Regisseur Marcks, der bislang Kurzfilme gedreht hat, macht in seinem Langfilmdebüt einen typischen Anfängerfehler: Er will zu viel auf einmal. Er knüpft die losen Fäden der Erzählung so aneinander, dass die Hauptfiguren einer Episode in der nächsten Episode als Nebenfiguren wieder auftauchen. Daraus wird aber kein kunstvoll verschachteltes Gesellschaftspanorama wie in „Short Cuts“ oder „L.A. Crash“, sondern bloß ein angestrengt lustiges Panoptikum schräger Typen. Und Marcks pflegt eine weitere Marotte des neueren US-Independent- Kinos: Er erzählt seine Geschichte rückwärts. Doch anders als in Christopher Nolans Thriller „Memento“ ist die Pointe, auf die sein Film hinausläuft, nicht wirklich überraschend.

Zustande gekommen ist „11:14“ ohnehin nur, weil die zweifache Oscar-Preisträgerin Hilary Swank seltsamerweise Interesse an dem dünnen Drehbuch fand und die Produktion übernahm. Als Vorstadt-Schönheit Buzzy trägt sie eine Zahnspange und chargiert – vielleicht eine Befreiung nach der Method-Acting-Kunst von „Million Dollar Baby“ – hinreißend. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit dem ehemaligen „Dirty Dancing“-Beau Patrick Swayze: als vom Leben zermürbter Familienvater.

In 11 Berliner Kinos. OmU im Central, OV im Cinestar Sony-Center

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