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Kultur: Rundgehen

ist auf der Suche nach dem „Istanbul-Feeling“ in Berlin Jetzt hat es „Klick!“ gemacht.

ist auf der Suche nach dem „Istanbul-Feeling“ in Berlin Jetzt hat es „Klick!“ gemacht. Wie seit 1996 nicht mehr entlädt sich in der Stadt ein Lichtgewitter aus Highlights parallel zum Art Forum. „Newsweek“ schrieb kürzlich, wer klonen wolle, gehe nach Stockholm, wer das Leben genießen möchte, nach Istanbul, wer aber Erfolg in der Kunst suche, nach Berlin. Stockholm sei clean, Istanbul sexy, Berlin hip. Also fragen sich Kenner und Laien: Wo finde ich in der Überfülle das Istanbul-Feeling und die most sexiest places in town?

Heute ist traditioneller Rundgang in Kunst-Mitte. Alle Galerien haben bis 21 Uhr geöffnet. Morgen laden die Mitte-Nord-Galerien zusätzlich zum „Open Sunday“ ein (nördlich der Torstraße von 11 bis 18 Uhr). Jan Winkelmann eröffnet heute seine Galerie mit kühlen Filmscreens von Katerina Löfström (Brunnenstraße 185; ab 19 Uhr). Jan Wentrup startet mit düsteren Comic-Fantasien im Großformat von Pablo Alonso (Choriner Straße 3). Die Galerie Barbara Weiss eröffnet mit Janet Cardiff + George Burnes Miller eine mitreißende Nachtfahrt im Kanu auf einem Plasmaschirm (Zimmerstraße 88–91, 18 bis 21 Uhr). Im selben Haus bekennt sich Sophie Calle bei Arndt & Partner zur biografischen Fiktion. Und bei Max Hetzler an der Jannowitzbrücke zeigt Sarah Morris, wie Autos, schwarze Anzüge, Frauenbeine, Männergürtel, Sonnenbrillen und Banken einen Geruch von Sex, Geld und Macht verströmen (Holzmarktstraße 15–18). „New Cool“ heißt die neue Losung, ein Titel bei Laura Mars Grp. mit Ursula Döbereiner (Sorauer Straße 3). Freunde, Musik, Mode, Dekonstruktion – das sind die Hauptwörter vieler Ausstellungen. Nicht für die Ewigkeit; aber für den Moment passend.

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Der „1. Berliner Kunstsalon“ bietet über dreißig Kunstkollektiven, Kuratoren, Agenturen und kleinen Galerien in der Arena-Halle in Friedrichshain eine Plattform und eröffnet heute von 18 bis 23 Uhr (Eichenstraße 4; bis 26. Sept. täglich 10 bis 23 Uhr). Die Anschubfinanzierung gab der Galerist Michael Schultz. Die Privatinitiative des Veranstalters engel + piper soll für die freie Szene bleibende Begleitung zum Art Forum werden. Die Initiatoren beziehen sich auf die kämpferische Zeit der Berliner Sezession, deren treibenden Kräfte Max Liebermann und Paul Cassirer waren. Das Zauberwort des Softkapitalismus heißt nun Integration. Sofort erhielt die Initiative allseits ideellen Support. Jetzt zeigen Gruppen wie plugh plugh, framework, bergstübl projekte, aggregat, Kunstpunkt, Architekturgalerie und Fleisch starke Werkideen. Kuratoren wie Harm Lux („Lautloses Irren“), Jonas Burgert („Fraktale“) und Andreas Wendt („Kunst und Kontext“) bieten Konzepte, Editionen und Videos. Galerien wie Walden oder glue stellen erstmals außerhalb ihrer Freundeskreise aus. Die Bedingung für die Teilnahme bestand darin, „die Gestaltung der Kojen für vordergründige Verkaufszwecke zu meiden und eine dem Profil der Teilnehmer entsprechende Ausstellung zu präsentieren“. Das wird auch eingelöst, so dass man zu der Formel gelangt: unterschwellig Kunst, oberflächlich Business.

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Und zuletzt: Clegg & Guttmann weihen heute ein Monument zum „geschichtlichen Wandel“ an der Weydingerstraße ein und widmen ihm um 24 Uhr in der Volksbühne (Grüner Salon) ein Konzert. Was bleibt? Das weiß immer nur die nächste Messe.

Peter Herbstreuth

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