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Sabine Devieilhe ist einer Meisterin der leisen Töne.

© Fabien Monthubert

Sabine Devieilhe zu Gast beim RSB: Der große Bogen

Die französische Sopranistin Sabine Devieilhe, Vladimir Jurowski und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin begeistern in der Philharmonie.

Wie raffiniert dieses Programm aufgebaut ist, erschließt sich erst vom Schlussakkord her. Vladimir Jurowski spannt bei diesem pausenlosen Live-vor-Publikum- Konzert in der Philharmonie einen großen Spannungsbogen über alle vier Werke, inszeniert den Abend mit seinem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin als kontinuierliches Crescendo.

Was natürlich nur gelingen kann, wenn der Mann mit dem Taktstock über Weitblick verfügt – und über die Fähigkeit, mehrere Werke zusammen zu denken, ohne jedem einzelnen dabei seine Individualität zu nehmen. Jurowski, einer der klügsten Köpfe der internationalen Dirigentenszene kann das, ja, aus der Rückschau wirkt seine Taktik sogar absolut organisch.

Das Orchester zeigt sich in Topform

Mit Sofia Gubaidulinas „Märchenpoem“ von 1971 stellt er ein zartgliedriges Stück an den Anfang, das förmlich in sich hinein zu horchen scheint, immer auf der Suche nach erlesenen Instrumentalmischungen. Dann betritt die Sopranistin Sabine Devieilhe die Bühne, zunächst im musikalischen Dialog mit vier Holzbläsern bei Strawinskys textloser „Pastorale“-Miniatur, dann begleitet von der ganzen Streichergruppe des RSB bei der Rimbaud-Vertonung der „Illuminations“ durch Benjamin Britten.

Sabine Devieilhe vermag die französischen Verse sehr elegant zu deklamieren, am Attraktivsten aber ist ihre Stimme bei gedrosseltem Tempo und verhaltener Lautstärke: dann mischen sich strahlender Glanz und menschliche Wärme auf unwiderstehliche Weise.

Jetzt folgt in Jurowskis zwingender Logik Strawinskys „Feuervogel“-Suite, eine Partitur, die zu höchstmöglicher sinfonischer Prachtentfaltung strebt. Und seine Musikerinnen und Musiker nutzen die Gelegenheit, um zu beweisen, dass die Pandemie-Zwangspausen den kollegialen Geist des RSB keinesfalls kleinkriegen konnte. Hochkonzentriert entfalten sie den märchenhaften Klangfarbenzauber, in stetig aufwärts strebender Erregungskurve, bis zum hell gleißenden Fortissimo des Finales.

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