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Kultur: Sachlich, vertrackt

Die Ergebnisse der Kompositionsaufträge, die der Senat 1997 an hiesige Komponisten vergab, kommen endlich zu Gehör.Nicht nur der Abschluß einer Partitur, auch die Erarbeitung ihrer Uraufführung gehört zu den Bedingungen dieses Förderprogramms, so bieten die Konzerte "Unerhörter Musik" im BKA derzeit einen guten Einblick in die wechselseitige Beeinflussung von Komponisten und Interpreten in Berlin.

Die Ergebnisse der Kompositionsaufträge, die der Senat 1997 an hiesige Komponisten vergab, kommen endlich zu Gehör.Nicht nur der Abschluß einer Partitur, auch die Erarbeitung ihrer Uraufführung gehört zu den Bedingungen dieses Förderprogramms, so bieten die Konzerte "Unerhörter Musik" im BKA derzeit einen guten Einblick in die wechselseitige Beeinflussung von Komponisten und Interpreten in Berlin.Matthias Jann teilt mit den anderen Mitgliedern des "Trio 71" Geburtsjahrgang und Studium an der Hanns-Eisler-Hochschule zur Wendezeit.Die ungewöhnliche Besetzung aus Violine (Hartmut Schill), Klavier (Frank Gutschmidt) und dem Komponisten an der Posaune erweiterte Jann für "reflexion" um ein komplexes live-elektronisches System (Joachim Goßmann).Zunächst überführte Goßmann drei Impulse der Einzelinstrumente in klanglich kaum zu unterscheidende, anhaltende Liegetöne, die in Frequenz wie Raumorientierung glissandierten.Dann übernehmen Instrumente diese Struktur, die Elektronik setzt abgeleitete Staccatoketten dagegen.Bruchstücke ausdifferenzierter Instrumentalsoli verschmelzen, klanglich angenähert, zu einer langen Passage Lautsprechermusik.

Ihre hohe interpretatorische Qualität hatten die Musiker des "Trio 71" zuvor solistisch unter Beweis gestellt.Nach Janns konzentriertem "Prisma" für Posaune und Tonband (1996) bot Schill mit Bachs Ciaconna aus der Partita II d-Moll einen sachlich dargebotenen Fremdkörper in diesem Konzert.Dessen Höhepunkt bildete unzweifelhaft Frank Gutschmidt mit seiner unglaublich virtuosen, keinesfalls auftrumpfenden Interpretation der pointillistisch-vertrackten "Klaviermusik IV" (1996) von Paul-Heinz Dittrich.Im rhythmisch komplexen ersten Teil ließ er bereits die klangliche Delikatesse des zweiten ahnen, schuf innerhalb der dichten Struktur semantische Bezüge, die die Musik vor einem Abgleiten zur bloßen Klangkaskade bewahrten.

BKA, Mehringdamm 43: bis 6.Oktober, dienstags um 20 Uhr 30 Uhr.

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