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Aufrecht geh'n. Mary Roos im Jahr 2007 fotografiert. Am 9. Januar 2019 wird die Sängerin 70 Jahre alt.

© Jörg Carstensen/dpa

Sängerin Mary Roos wird 70: Nur die Liebe lässt uns leben

Sie bezeichnet sich selbst als „Helene Fischer der Bronzezeit“: Dem Schlagerstar Mary Roos zum 70. Geburtstag.

Ist es eigentlich erlaubt, eine Sängerin wegen einer einzigen Nummer zu verehren? Eine Frage, die sich im deutschen Schlager der siebziger Jahre in zwei Fällen sofort mit einem seligem Lächeln und Ja! beantworten lässt. Joy Flemings „Ein Lied kann eine Brücke sein“ und Mary Roos’ „Nur die Liebe lässt uns leben“ gebühren ewige Plätze im Olymp der Ohrwürmer.

Mary Roos’ ungemein frischer, klarer Mezzosopran beim Grand-Prix-Auftritt 1972, wo sie einen bis dato noch von keiner Deutschen erreichten dritten Platz belegte, ist ein Kultclip auf Youtube. Im Hintergrund wirkt Paul Kuhn, der das Orchester mit dem penetranten Konga-Spieler dirigiert.

Der Song von Joachim Heider, der auch als Entdecker von Marianne Rosenberg und Erfinder des deutschen Phillysounds firmiert, ist eine einfach gebaute Hymne, die hauptsächlich aus dem strahlend aufrauschenden Refrain besteht. Zum Hit macht ihn erst die Persönlichkeit von Mary Roos. Dieser natürliche, bodenständige Appeal der Brünetten mit der Vokuhila-Frisur und der Lücke zwischen den Schneidezähnen.

Ihren ersten großen Hit hat Giorgio Moroder komponiert

In den Schlaghosen, die sie als Dauergast der ZDF-„Hitparade“ trägt, hätte man sie sich auch prima als Referendarin für Bio und Geschi am örtlichen Gymnasium vorstellen können. Doch das täuscht. Vor ihrem Durchbruch 1970 mit „Arizona Man“ von Giorgio Moroder und Michael Holm hat die am 9. Januar 1949 in Bingen geborene Hotelierstochter Rosemarie Schwab bereits eine Karriere als Kinderstar hinter sich. Die erste Platte veröffentlicht sie mit neun – und bringt es jetzt auf satte 61 Bühnenjahre, samt französischer Zweitkarriere und mit „Aufrecht geh’n“ (1984) einem zweiten Grand-Prix-Titel.

Als sie noch brünett war. Im September 1973 bummelt Mary Roos durch den Park des Charlottenburger Schlosses in Berlin.
Als sie noch brünett war. Im September 1973 bummelt Mary Roos durch den Park des Charlottenburger Schlosses in Berlin.

© Dieter Klar/dpa

„Frauen sind oft zu still. Auch ich habe erst mit 40 angefangen, frecher zu sein“, hat die seit Langem erblondete Mary Roos neulich in einer Talkshow bekannt. Kann man wohl sagen. Schließlich ist sie die einzige deutsche Schlagergröße, die den Mumm und die Selbstironie hat, sich auf der Bühne regelmäßig als „Helene Fischer der Bronzezeit“ bezeichnen zu lassen. So wie es der Hamburger Kabarettist Wolfgang Trepper in dem gemeinsamen Schlagerhasser-Programm „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“ tut, mit dem die beiden seit 2015 auf Tour sind.

Der Liebe ihres Mehrgenerationenpublikums kann sich die Sängerin auf ihrer im November im Berliner Admiralspalast gestarteten Solotour „Abenteuer: Unvernunft“ trotzdem sicher sein. Zuverlässig füllt sie eine Stadthalle nach der anderen. Zwar singt Mary Roos inzwischen eher Alt, doch als Teilnehmerin der Fernsehshow „Sing meinen Song“ hat sie jüngst erst Küken wie Judith Holofernes und Mark Forster gezeigt, was Charisma ist. An diesem Mittwoch feiert sie ihren 70. Geburtstag.

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