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Kultur: Sanft und nobel

Und immer steht sie neben dir: Ruth Leuwerik zum 80.

Sie war die moralische Lichtgestalt des Kinos der Fünfzigerjahre, eine ehrsame und durchaus selbstgewisse junge Frau, die dennoch stets wirkungsvoll und zeitgemäß in den Schatten ihrer Filmpartner zu treten wusste: Ruth Leuwerik brillierte fein und bescheiden als die immer irgendwie ideale Frau an seiner Seite. Meistens war es die Seite Dieter Borsches – und mit ihm bildete sie, neben O.W. Fischer und Maria Schell, ein Traumpaar jener Dekade. Ein Filmstar, gut für den emotionalen Überbau des Wirtschaftswunders, eine Kino-Identifikationsfigur auch für Millionen Frauen vor dem Siegeszug des Fernsehens war sie, eher Kameradin als Geliebte, allenfalls verschämte Kokette, nie unverschämte Kokotte: Ruth Leuwerik, die ewig treue Seele.

Geboren 1924 in Essen, gehörten ihr künstlerisch nach Anfängen auf der Bühne nie wirklich mehr als jene Fünfzigerjahre und das Kino – von „Dreizehn unter einem Hut“ (1950) über die Thomas-Mann-Verfilmung „Königliche Hoheit“ (1953) bis zu „Die ideale Frau“ (1959). Das Fernsehen später wurde nicht ihr Medium – und auch das Kino der wilden Sechziger und der erst verlotterten und dann von politischen Rissen und Neuaufbrüchen geprägten Siebzigerjahre hatte kaum mehr Verwendung für ihren Typus. Und so blieb Ruth Leuwerik nichts, als ihrerseits in den Schatten zu treten – und sie tat es, wie sie es ihren Rollen abgeguckt haben mochte: sanft, nobel, zurückhaltend und doch mit bleibend unbefangenem Selbstbewusstsein.

Dieser Tage nun hat Ruth Leuwerik doppelt Grund, aus ihrem mit Büchern und Antiquitäten eingerichteten Münchner Zuhause herauszutreten und zu feiern: Heute ist ihr 80. Geburtstag, und am Donnerstag kommender Woche eröffnet das Berliner Filmmuseum eine große Ausstellung zu Ehren der Jubilarin, die – Thomas Mann nannte sie einmal eine „Frau von beträchtlicher Ansehnlichkeit“ – die deutsche Filmgeschichte schmückt wie wenige andere..

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