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Star aus Korea: Lim Su-jeong in Berlin.

© Berlinale

„Saranghanda, Saranghaji“ aus Korea: Elegie einer Ehe

Erinnerungen, Gewohnheiten, Requisiten einer noch jungen Ehe. Die geschmackvolle Einrichtung wird in „Saranghanda, Saranghaji“ aus Korea zum Interieur eines Augenblicks, des Moments vor der Trennung.

Zehn Minuten dauert die Autofahrt am Anfang, eine einzige Einstellung, eine kleine Ewigkeit. Ein junges Paar (Hyun Bin, Lim Su-jeong) fährt in Seoul zum Flughafen, sie muss beruflich nach Japan und teilt ihm mit, dass sie sich von ihm trennt. Sie hat lange nachgedacht, es gibt einen anderen, sie sagt es ganz ruhig.

Der Rest von Lee Yoon-Kis BeziehungsMelodram „Saranghanda, Saranghaji Anneunda“ („Kommt Regen, kommt Sonnenschein“) spielt im Haus der beiden. Sie packt ihre Sachen, draußen regnet es in Strömen. Unschlüssig greift sie nach einem Pasta-Kochbuch, legt es in eine Tasche, nimmt es heraus, steht reglos im Zimmer, im Flur, vor dem Koffer. Sie bittet ihn, einen Kaffee zu kochen, das kann er gut. Von der kleinen Tierfigur, die er mal für sie modellierte, fehlt leider ein Stück.

Erinnerungen, Gewohnheiten, Requisiten einer noch jungen Ehe. Die geschmackvolle Einrichtung wird zum Interieur eines Augenblicks, des Moments vor der Trennung. Verschattete Gesichter, halbdunkle Räume, verlangsamte Bewegungen, die Zeit steht still. Keine Filmmusik, nur der Regen, der aufs Dach und die Terrasse trommelt oder durchs undichte Dach auf den Fußboden tropft. Die Kamera bleibt diskret, die beiden zeigen ihre Gefühle nicht und reden nicht viel. „Alles wird gut“, sagt sie, und ihr Gesicht verrät, sie ist sich nicht sicher. „Saranghanda …“ versetzt auch den Zuschauer bald in eine lähmende Trance. Bis, nach Miranda Julys „The Future“, schon wieder eine Katze auftaucht.

Diesmal ist es ein fremdes Kätzchen, das ins Haus gelaufen kommt, ihm einen schmerzhaften Kratzer beschert – und dem Zuschauer ein Bild der Nähe zwischen dem Paar sowie einen Überraschungsbesuch der Nachbarn. Eine kurze Störung, die Verstörtheit danach ist noch größer. Filmemachen ist Wegnehmen, sagt Lee Yoon-Ki, der mit „This Charming Girl“ 2005 im Forum zu Gast war: immer weniger zeigen, bis das Leben selbst zum Vorschein kommt. Von dieser Art minimalistisch verhaltenem Kino gab es im Wettbewerb zu viel, zuletzt in „Un mundo misterioso“, „Odem“ und nun der Ehe-Elegie aus Korea. Muss die Agonie von Filmhelden auch beim Zuschauer Agonie auslösen? Man sehnt sich nach barockem Überschwang, nach bigger than life, danach, dass es kracht.

Heute 9. 30 Uhr (Friedrichstadtpalast), 22. 30 Uhr (International und Urania), 20.2., 18 Uhr (Berlinale-Palast)

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