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Brett Dean

© Pawel Kopczynski

Scharoun-Ensemble spielt Schumann: Erinnerungen fliegen durch den Raum

Der Abend, den das Scharoun-Ensemble mit dem Komponisten und Bratscher Brett Dean gestaltete, war Robert Schumann gewidmet. Gespielt wurden zeitgenössische Stücke, die sich auf den Romantiker beziehen.

Ein Australier in Berlin – das war Brett Dean, als er bei Wolfram Christ studierte und ab 1985 selbst 14 Jahre lang als Bratscher zu den Philharmonikern gehörte. Er zog wieder in die Heimat, um zu komponieren, aber auch, um auf Flügeln der Musik oft in die Stadt zurückzukehren. Hier haben sich nicht nur die Philharmoniker mit Simon Rattle, sondern ebenfalls das RSB der Musik des inzwischen erfolgreichen Komponisten angenommen.

Jetzt beim Scharoun-Ensemble im Kammermusiksaal zeigt sich wieder, dass er über dem Komponieren das Üben nicht vergisst. Es hat etwas rührend Familiäres, wenn Dean unter alten und neuen Kollegen am Pult der zweiten Viola auftaucht, um ein bewegtes Stück von Martinu mitzuspielen: Ballettszenen über einen Atlantikflug. Philharmoniker und Publikum freuen sich, weil das Gemeinschaftserlebnis mit dem Ehemaligen so temperamentvoll ausfällt. Kein Zweifel, dass Dean auf dem Instrument mithalten kann, beinahe führend aus der Mitte des Ensembles.

Das Programm ist Robert Schumann gewidmet

Das Programm ist Schumann gewidmet, im Fall einer Hommage György Kurtágs an den geliebten Komponisten mit knappen Gesten und Kondukt. Der Ton der großen Trommel zum Schluss bleibt mehr als diskret. Interessant, wie heutige Komponisten Schumann durchleuchtend bearbeiten. Aribert Reimann fügt die Lieder Opus 107 in ein Streichquartett, mit rhythmischen Delikatessen „Im Wald“. Aber Sophie Klußmann gibt sich wenig Mühe, mit ihrer schönen Stimme die Textdeutlichkeit zu verteidigen. Den Variationen Opus 9 von Brahms über ein Schumann-Thema verleiht Detlev Glanert erstaunliche Linearität der Farben, des Horns, des Fagotts, eine Art Spaltklang, den das Klavier allein nicht schafft.

Erinnerungen fliegen durch den Raum. Das betrifft auch den „Composer/Performer“ Brett Dean, dessen Werk vom praktischen Musizieren kommt: „Ich weiß, was spielbar ist.“ Er dirigiert seine „Recollections“ für Bläser, Streicher, Klavier und Schlagzeug selbst, und diese repetitionsreichen Erinnerungen können bohrenden Charakter annehmen. Wenn im „Medaillon“ mit Clara-Schumann-Anklang eine Aura von Klassik aufscheint, erinnert der Komponist daran, was die Musik ererbt hat.

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