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SCHAUSPIEL„Der Gott des Gemetzels“: Wohnzimmerschlacht

Wie der kommunikationsgeschulte, konflikttrainierte moderne Mensch scheitern kann, wenn es nicht um den Job, sondern um die eigenen Kinder geht, führt die französische Dramatikerin Yasmina Reza in ihrem neuen Erfolgsstück „Der Gott des Gemetzels“ vor.

Zwei Jungen haben sich geprügelt, wobei dem einen zwei Schneidezähne ausgeschlagen wurden. Als sich die Eltern zu einem klärenden Gespräch treffen, ist von zivilisiertem Umgang keine Rede. Stattdessen herrscht Kampfrhetorik. Denkkonzepte prallen aufeinander. Vernichtende Wortgefechte ersticken jede Verständigung im Keim.

Im Hans Otto Theater hat sich Bernd Mottl dieses schlagfertigen „Gemetzels“ angenommen. Zuletzt mit Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ in Potsdam erfolgreich, wird der Regisseur nun ein sich in wechselnden Koalitionen bekämpfendes Schauspielerquartett in den Ring schicken: Anne Lebinsky gibt die genervte Anwaltsgattin Annette, die wie eine Löwenmutter ihren Sohn verteidigt. Henrik Schubert ist ihr Mann Alain, der einen Pharmakonzern wegen eines gesundheitsschädlichen Medikaments juristisch vertritt und deshalb unaufhörlich telefonieren muss. Die Eltern des vermeintlichen Opfers spielen Jacqueline Macaulay als die politisch korrekte, Afrikabücher schreibende Veronique und Michael Scherff, als ihr Mann Michel, ein harmlos wirkender Großhändler für Haushaltswaren. Schon bald nach dem Austausch von Nettigkeiten werden die ersten verbalen Giftpfeile geschossen. Und dann entbrennt ein bitterböser Wohnzimmerkrieg, den niemand gewinnen kann. Antje Horn-Conrad

Hans Otto Theater, So 17.6., 16 Uhr, Fr/Sa 22./23.6., 19.30 Uhr, 10/19/29 €

Antje Horn-Conrad

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