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Kultur: Schillers Theater

Eine

von Rüdiger Schaper

Mensch Fritz, wie die Zeit vergeht! 1993 hatten wir schon mal ein SchillerJahr, in Berlin. Da flogen die Fetzen. Da tagte der Senat einen ganze Nacht lang, und als die Damen und Herren im Morgengrauen zu ihren Dienstwagen wankten, war das Schiller-Theater eine Leiche – die größte, die es in der hauptstädtischen Kulturpolitik jemals gab. Monatelang Proteste, Aufmärsche, Krisen, weltweit Berichte über die deutsche Metropole, die ihre Staatlichen Schauspielbühnen liquidiert. Und ein ewiges arbeitsrechtliches Prozessieren hob nach der Schließung an. Das Schiller-Theater war, wie die Freie Volksbühne und später das Theater des Westens, ein Vereinigungsopfer. Seitdem haben die Bühnen in Mitte das Sagen, mit der Ausnahme Schaubühne, die zu Zeiten des Schiller-Debakels auch in diverse Führungskrisen zu schliddern begann.

Roloff-Momin hieß damals der unglückliche Kultursenator – ihm wurde, mit Dauerkleber, der Titel Schiller-Killer angeheftet. Etliche Strategen sind ihm nachgefolgt, vom Raubein Radunski über Turbo-Thoben bis Süßholz-Stölzl. Nun scheint sich auch das Ansehen des derzeitigen Kultursenators mit dem Schicksal eines Hauses zu verbinden. Flierl wird daran gemessen werden, was er mit dem Deutschen Theater anstellt. Zwar dürfte das DT die von der Politik provozierte Führungskrise überstehen. Aber man sieht in der Ferne das Schiller-Theater wetterleuchten. Weil das DT als größte Berliner Schauspielbühne im Grunde die Rolle des Schiller-Theaters übernommen hat, mit seinem breit gefächerten (klassischen) Repertoire. Und weil es (wieder) grundsätzlich um die Frage geht: Wozu sind die großen Theaterkästen da? Was sollen sie spielen, und wie?

Der Schiller-Killer ist Geschichte. Jetzt haben wir den DT-Desperado Flierl. Kabalen haben wir genug gesehen. Er muss jetzt Liebe zeigen. Theaterliebe.

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