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Gestrandet. Stellan Skarsgård und Nina Hoss.

© dpa

Schlöndorff bei der Berlinale: Der alte Mann und die Liebe am Meer

Volker Schlöndorffs verwebt in seinem Wettbewerbs-Film „Return to Montauk“ die Erzählvorlage von Max Frisch mit eigenen Erinnerungen. Nina Hoss und Susanne Wolff sind eine Wucht.

Einer der schönen Einfälle in Volker Schlöndorffs „Return to Montauk“ ist gleich der Vorspann. Während die Produzenten, der Regisseur und die Protagonisten in einem grafischen Intro benannt werden, hört man die Geräusche eines großen Flughafens, Lautsprecher, Stimmen, Wagentüren, Zugrattern – und ist selber schon auf dem Weg nach New York. Der Film im Kopf hat begonnen, mit Inbildern der Welt, wie sie auch beim Lesen eines Romans entstehen. Auf der Leinwand fliegt ein reales Flugzeug erst am Ende, fliegt aus dem Bild, und nur Wolken bleiben. Ein leerer Himmel.

Es ist das Ende einer vom Berliner Erfolgsschriftsteller Max Zorn (Stellan Skarsgård) bei einer Lesereise in New York plötzlich wiederbegonnen alten Liebe. Der in die Jahre gekommene Max, in dem sich Schlöndorffs Freund Max Frisch und dessen motivisch inspirierende Erzählung „Montauk“ hier mit Schlöndorffs eigener Biografie verweben, dieser reife Max könnte eigentlich ganz happy sein mit seiner viel jüngeren, attraktiven Gefährtin Clara (Susanne Wolff).

Aber ein Zufall setzt ihn in Manhattan auf die Spur der gleichfalls jüngeren und attraktiven Anwältin Rebecca (Nina Hoss). Beide waren vor vielen Jahren für kurze Zeit schon einmal ein Paar. Wie eine verspätete Amour fou lebt dieses hoffnungslose Verhältnis wieder auf und führt ein Wochenende lang zur Rückkehr nach Montauk ans Meer, an die Spitze von Long Island.

Vor allem die Schauspielerinnen sind eine Wucht

Vieles wirkt dabei recht vorhersehbar. Und der Zuschauer muss akzeptieren, dass des ältlichen Schriftstellers Ausstrahlung auf Frauen (und auf das New Yorker Publikum seiner Lesungen) gleichsam vorausgesetzt wird. Der sympathische Stellan Skarsgård jedenfalls vermag diesen Magnetismus bei allem stillen, trockenen Witz doch kaum zu vermitteln. Zudem gehören seine beiden längeren Lesungen, die seltsamerweise wie auswendig gelernt und nicht aus dem aufgeschlagenen Buch erfolgen, neben einer etwas aufgesetzten nächtlichen Disco-Szene zu den schwächeren Passagen dieses im Ganzen doch einnehmenden Films.

Denn man folgt der „Rückkehr nach Montauk“ mit Vergnügen über die altmeisterliche Sorgfalt des häufig an (den zitierten) Woody Allen erinnernden Settings. Auch zeugen die Dialoge von Schlöndorff und seinem Drehbuchkollegen, dem irischen Autor Colm Tóibín, von Geist und viel humorvoll-melancholischer Menschenkenntnis. Eine Wucht aber sind die Schauspielerinnen. Nina Hoss als supersmarte Anwältin, in der auch eine ergreifende Elegikerin steckt; Susanne Wolff in einer sonderbaren Mischung aus Leidenschaft und Distanz. Und die heimliche Heldin heißt Lindsey (Isi Laborde), Zorns New Yorker Assistentin – die das männliche Verstellungsgetue um Liebe und Literatur für allerhand Fuck und Fake hält.
16.2., 15.30 Uhr (Friedrichstadtpalast), 19.2., 9.30 Uhr (Berlinale Palast)

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