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Kultur: "Schlösser und Burgen": Wo einst der Adel residierte: Herrschaftliche Stippvisiten ins Berliner Umland

Zu einem zünftigen Schloss gehört ein Geist. Auch im einstigen Rittergut Sallgast wollen Besucher schon das leise Klagen jener Frau gehört haben, die von ihrem Gemahl beim Seitensprung ertappt und grausam gemeuchelt worden war.

Zu einem zünftigen Schloss gehört ein Geist. Auch im einstigen Rittergut Sallgast wollen Besucher schon das leise Klagen jener Frau gehört haben, die von ihrem Gemahl beim Seitensprung ertappt und grausam gemeuchelt worden war. Aber die meisten vergessen die Historie über den mittelalterlichen Tafelrunden, die heute im Rittersaal des weißen, trutzigen Anwesens bei Finsterwalde organisiert werden. Schloss Sallgast gehört zu jenen 22 Ausflugszielen rund um Berlin, die Hans-Joachim Schlichtholz in einem schmalen Büchlein vorgestellt hat.

Während man in Schloss Branitz nahe Cottbus nach der Restaurierung zwar die Wohn- und Schlafräume von Fürst Pückler bestaunen kann, darf man in Schloss Lübbenau inmitten englischer Stilmöbel auch fein übernachten. Schon im 9. Jahrhundert soll hier eine slawische Burg gestanden haben, die im Laufe der Zeit unter wechselnden Besitzern schließlich zu ihrer klassizistischen Form fand. Zur Verdauung des kalorienreichen Hirschrückens flanieren die Gäste gern im ausgedehnten Landschaftspark, an dessen Teichen sich die Frösche abends zum Konzert einfinden.

Burgen und Schlösser stecken voll geheimnisvoller Geschichten. Die aber erzählt uns der Autor nicht, sondern liefert vor allem Daten und Namen jener Herren, die einst dort residierten. Und verheddert sich bisweilen in allzu viele, wenig aussagekräftige Details. Für 12 033 Taler - war das viel oder wenig? - ersteigerte Georg von Derfflinger 1648 Schloss Gusow. Dann wurde es vererbt, verkauft und wieder vererbt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verkam es bis zur Wende als Getreidespeicher, Großküche und Schulungszentrum. Eine typische Entwicklung in der DDR, die man auch bei Schloss Reichenow beobachten konnte. Nun ist ein respektables "Romantikhotel" daraus geworden, in dem man nach sanften Wellness-Angeboten die aromatische Blütenbowle testen könnte.

Gut gekocht wird in Schloss Ziethen, wo man mitten im Kremmener Luch wunderbar ausspannen kann. Die adligen Besitzer wissen, was Gästen gefällt, und laden regelmäßig zu ausgewählten Kulturprogrammen ein. Wieviel es kostet, sich mal für ein Wochenende als Prinz oder Prinzessin zu fühlen, erfahren wir leider nie. Der Autor nennt Adressen und Anfahrtswege, aber keine Übernachtungspreise. Dafür liefert er noch Tipps für die jeweilige Umgebung. Von Schloss Ziethen etwa ist es nicht weit bis zum Veltener Ofenmuseum oder zum Jagdmuseum in Buschow.

Auch wenn Fontane reichlich zitiert wird: Leselust vermitteln die eher hölzernen Formulierungen in diesem Buch nicht. Wer aber nur Anregungen für Kurztrips erwartet, findet hier nützliche Tipps.

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