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Kultur: Schön ist moralisch

ARCHITEKTUR

In unserer pluralistischen Gesellschaft heute gibt es zwar kein verbindliches Schönheitsideal mehr, aber dennoch erlebt die Kategorie der Schönheit derzeit eine Wiedergeburt. Der Bund Deutscher Architekten (BDA) ging in seinem „7. Berliner Gespräch“ im Französischen Dom am Gendarmenmarkt der Frage nach, was Schönheit sei? Das schöngeistige Thema stieß trotz – oder gerade wegen? – der gegenwärtigen wirtschaftlichen Krise der Architektenschaft auf großes Interesse. Von der „Schönheit als Ziel aller Baukultur“ erhoffen sich die Entwerfer eine „normative Struktur, die dem Chaos, der Verwirrung und der Häßlichkeit entgegenwirkt“. Während für den Renaissancearchitekten Leon Battista Alberti Schönheit noch „eine Ordnung ohne Gesetze“ war, musste Albrecht Dürer eingestehen: „Was Schönheit ist, das weiß ich nicht“.

Die beiden wohl berühmtesten zeitgenössischen Berliner Architekten, Axel Schultes und Hans Kollhoff, bewiesen in ihrem Streitgespräch angesichts ihrer diametral entgegengesetzten Architekturauffassungen, wie wenig deckungsgleich objektives und persönliches Schönheitserleben oft sind. Obwohl es das Wesen der „Schönheit sei, immer unerreichbar zu bleiben“, schilderte der plastische Chirurg Wolf Lüerßen eindrücklich, wie gut das Geschäft geht, der natürlichen Schönheit etwas nachzuhelfen. Für den Wuppertaler Medienwissenschaftler Bazon Brock ist „Schönheit eine Denknotwendigkeit, die sich aus dem Hässlichen und Fragmentarischen“ ergibt. Die Frage, was Schönheit sei, haben überwiegend Philosophen beantwortet. Für Immanuel Kant etwa war Schönheit „alles, das die Erkenntniskräfte anregt“.

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