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Kultur: Schöner Beweis

Schauspielhaus: BSO mit Werken von Skrjabin und TschaikowskyVON GREGOR SCHMITZ-STEVENSNur drei Jahre liegen zwischen ihrer Entstehung, und doch trennen Skrjabins Klavierkonzert von 1896 und Tschaikowskys "Pathétique" aus dem Jahre 1893 Welten.Ist das fis-Moll-Konzert die erste abgeschlossene Orchesterkomposition des jungen, aufstrebenden Komponisten und Virtuosen Skrjabin, so ist die h-Moll-Sinfonie Tschaikowskys letztes Werk.

Schauspielhaus: BSO mit Werken von Skrjabin und TschaikowskyVON GREGOR SCHMITZ-STEVENSNur drei Jahre liegen zwischen ihrer Entstehung, und doch trennen Skrjabins Klavierkonzert von 1896 und Tschaikowskys "Pathétique" aus dem Jahre 1893 Welten.Ist das fis-Moll-Konzert die erste abgeschlossene Orchesterkomposition des jungen, aufstrebenden Komponisten und Virtuosen Skrjabin, so ist die h-Moll-Sinfonie Tschaikowskys letztes Werk.Kommt hier die großangelegte programmatische Sinfonik des 19.Jahrhunderts zu einem markanten Höhe- und Schlußpunkt, so öffnete sich bei Skrjabin - noch sehr zaghaft, aber schon vernehmlich - ein Tor zum 20.Jahrhundert.Diese Gegensätze des fast Gleichzeitigen bildeten den Ansatzpunkt der Interpretation von Elena Bashkirowa (Klavier) und dem Berliner Sinfonie-Orchester unter Leitung von Claus Peter Flor.Freilich steht der Klavierpart mit seinen überbordenden Arabesken und Verzierungen bei Skrjabin im Vordergrund - und die famose russische Pianistin setzte ihn auch dementsprechend um.Doch die Zurückhaltung, zu der Flor das Orchester immer wieder ermahnte, schien ein wenig übertrieben.So gelang das stille Andante sehr feinfühlig, während es den äußeren Sätzen an klanglicher Ekstase mangelte.Die war bei Tschaikowsky dafür um so präsenter.Zwar waren hier die Einsätze zu Satzbeginn oder aus Generalpausen heraus regelmäßig verwackelt, doch wenn sich die Musiker erst einmal zusammengefunden hatten, zauberten sie einen üppigen, wohlausgewogenen Orchesterklang herbei, aus dem sowohl die Holz- als auch die Blechbläser mit schönen Ensemble- und Solo-Leistungen hervortraten.Claus Peter Flor verfolgte ein Konzept der scharfen Kontraste und klaren Formen.Wie sich aus dem verhaltenen Mittelteil des zweiten Satzes wieder der sanft wiegende 5/4-Walzer ergab, wie Flor das martialische Marsch-Scherzo - nur durch eine Spannungspause getrennt - attacca in das abschließende Adagio lamentoso übergehen ließ: Das waren beeindruckende, große Momente dieser Interpretation.So war dieses Konzert im Schauspielhaus ein schöner Beweis, daß nicht nur die Staatskapelle zu guten Aufführungen romantischer Sinfonik in der Lage ist - wenngleich ein strenger Ochestererzieher wie Eliahu Inbal das schlummernde Potential des BSO vielleicht noch glänzender zur Geltung bringen könnte.

GREGOR SCHMITZ-STEVENS

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