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Kultur: Schönheit mit Makel

Ein

von Joachim Huber gegen Schönheitsoperationen im TV

Schönheit und Grauen sind ideale Werte. Jeder will schön sein, fast jeder will es mal so richtig prickeln lassen. Hurra, schreit da das Privatfernsehen, das können wir dem Publikum frei Haus liefern. RTL und Pro 7 haben Programme mit SchönheitsOperationen angekündigt. Bei der RTL-Sendung „Alles ist möglich“ werden Menschen auf dem Weg zum OP-Tisch begleitet, beim Pro 7-Programm „The Swan“ werden sich 16 Frauen unters Messer begeben.

Schönheits-Operationen sind Realität in Deutschland, immer häufiger, immer heftiger werben Praxen, Kliniken und Mediziner mit wahlweise größerem/kleinerem Busen, straffen Bäuchen und entfalteten Falten. Den Printmedien wie dem Fernsehen ist das Thema nicht fremd, bislang wurde es mit dem Reporterblick wahrgenommen, mit leichtem Tadel und sanftem Grusel. Tatjana Gsell, früher ein Niemand, ist jetzt die „schöne Witwe“ mit der kriminellen Energie.

Damit soll Schluss sein. Die Privatsender werden selbst Akteure, sie suchen Frauen und Männer, die allerlei liften lassen wollen. Es werden freundliche Begleitung und finanzielle Hilfen geboten, alles wird gut, alles wird schön.

Zwischen dem Vorher und dem Nachher kann der Zuschauer den perfekten Voyeur spielen, kann sich denken "Wurde auch Zeit", kann sich ekeln "Sauerei, das Ganze", kann sich schlussendlich denken "Boey, das hat sich aber gelohnt". Wer schön sein will, muss leiden, nicht wahr? Also kein Mitleid, sondern saftige Kommentare sind gewünscht.

Was im Fernsehen ist, das ist für die meisten Zuschauer wirklich. Zugleich aseptisch und fern. Dass eine Schönheits-Operation eine Operation ist, davon wird das Fernsehen nichts wissen wollen. Hier geht es um Unterhaltungsfernsehen, nicht um „Gesundheitsmagazin Praxis“. Schmerzfrei, geruchslos. Da gibt es nur positive Wirkungen. Späte Nebenwirkungen? Da ist das Thema längst erledigt. Die Schönheitschirurgen, die gelernten wie die angelernten, schleifen die Messer. Schönheits-OPs im Fernsehen verbieten? Wenn Menschen das freiwillig mit sich machen lassen? Nur der mühsame Weg wird helfen: die Scharlatanerie aufzeigen, aufklären, warnen. Es ist mehr als ein Mensch in den OP gegangen und als Michael Jackson wieder herausgekommen.

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