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SCHREIB Waren: In der grünen Haselnusshölle

Nichts wie weg hier, rufen Sie angesichts des ewigen Winters? Bitte sehr: Wunsch erfüllt!

Nichts wie weg hier, rufen Sie angesichts des ewigen Winters? Bitte sehr: Wunsch erfüllt! Diese Woche finden zwei Lesungen statt, die zumindest imaginär an andere Orte entführen. Zunächst auf nach Baku. Die Hauptstadt Aserbaidschans stand im letzten Jahr für einige Tage im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, als hier der Eurovision Song Contest ausgetragen wurde. Christiane Rösinger, Musikerin und Autorin, verfolgte das alljährliche Wettsingen bislang als „kritische Anhängerin“. Doch das Wort Baku löste Sehnsucht und Reiselust aus. Und dann erhält das kurzerhand erworbene Auto auch noch das Zulassungszeichen „B-AQ“! Solchermaßen zeichengestärkt, aber ohne Orientierungssinn und geografische Kenntnisse, geht’s in Begleitung einer nervenstarken Freundin los, das heißt in die Richtung, in der die Damen Baku vermuten. Im Unterschied zu manchem Ich-bin-dann-malweg-Buch beschreibt Rösinger in „Berlin – Baku“, was sie unterwegs zu sehen bekommt und weniger ihre eigenen Befindlichkeiten.

Sie trifft bulgarische Männer, die ihr Leben lang auf Ziegen starren, fährt durch die „grüne Haselnusshölle“ der Türkei und wird Teil der Deutschen Woche in Tiflis. Am Montag (20 Uhr) werden die Reisestationen in einer musikalischen Revue in der Volksbühne nachgestellt. Rösinger liest, ihre Showband spielt und sicherlich werden neben Grand-Prix-Hits auch Songs ihrer ehemaligen Bands Lassie Singers und Britta zu hören sein.

Auch der Autor Linus Reichlin schickt in seinem neuen Roman „Das Leuchten in der Ferne“ den Helden auf eine weite und strapaziöse Reise: Moritz Martens fährt als Kriegsberichterstatter nach Afghanistan. Es ist seine dritte Reise in dieses Land. Nachdem er bereits über Hundekämpfe in Kabul und den Alltag deutscher Soldaten berichtet hatte, will er nun über eine Bacha Posh schreiben: Mädchen, die als Jungs verkleidet aufwachsen. Eine solche 14-Jährige soll unerkannt unter den Taliban in der Provinz Badakhshan leben – behauptet die verführerische Miriam Khalili, selbst Tochter eines Afghanen, die Martens im Berliner Bürgeramt kennenlernt.

Der Deal: Sie sorgt für die Story, er dafür, dass sie als Fotografin mitkommt. Gesagt, getan. Vor Ort dämmert Martens, dass Khalili andere als journalistische Interessen verfolgt. Reichlin wurde für seine Vorgänger-Romane hochgelobt, dieser hat die Kritik gespalten. Zeit, sich am Donnerstag im Buchhändlerkeller ein eigenes Bild zu machen, denn: Der gute Roman wird auch am Hindukusch verteidigt! (20.30 Uhr, Carmerstr. 1)

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